Forum für alles rund um exotische Pflanzen, insbesondere Palmen, Bananen, Sukkulenten, Yuccas, Agaven, Kakteen und natürlich alles was blüht. Hier wird über die Pflanzung, Pflege, Winterschutz, Düngung und vieles mehr diskutiert. Natürlich darf hier auch kräftig getauscht werden...
Da wahrscheinlich nicht jeder in mehreren Foren unterwegs ist, möchte ich euch auch hier "die nach Expertenmeinungen einzigen freiwachsenden Hanfpalmen nördlich der Alpen" (1) vorstellen.
Ich will euch nicht mit viel Text zum Klima oder dem Standort langweilen.
Deshalb in Kürze:
Die Winterhärtezone der Region ist eine mittlere 8a. Die Palmen stehen am Südhang des Schlossbergs (fast Innerorts, steiler Südhang, 40m oberhalb des Talbodens) -> Gunstlage Dauerfrost + Sonnenschein sind in Freiburg nicht sehr häufig, in den Südhängen noch seltener.
Im Folgenden Beitrag zeige ich euch den Schlossberg und einige interessante Pflanzen, die ich bei meinem Herbstspaziergang gesehen habe.
Darunter ist natürlich auch die winterharte Palmengruppe am Schlossberg.
Rebfläche am vorderen Schlossberg oberhalb der Innenstadt
Der Wald am südlichen Schlossberg ist sehr artenreich.
Neben Linden, Traubeichen, Ahorn, Eibe, Hainbuchen ect. wächst hier die invasive Robinie und den Götterbaum.
Auch Walnuss und Esskastanie sind Teil des Waldes im Südwesten.
esskastanie
Tatsächlich wächst in diesem Hang auch die Rosskastanie.
Auf steilen Pfaden geht es durch einen um 1920 aufgegebenen mediterranen Hanggarten.
Der Industrielle Carl Mez ließ ihn um 1870 am steilsten Stück des Schlossbergs anlegen und pflanzte unter anderem auch Hanfpalmen.
Vom Hanggarten ist heute fast nichts mehr zu sehen. Der Wald ist in den letzten 100 Jahren wieder zurückgekehrt.
Im Schatten oder Halbschatten wächst die Stechpalme (natürlich ist sie keine Palme :) , die in milden Gebieten Deutschlands die einzige immergrüne Baumart ist.
Sie kann aber auch dauerhaft Strauchförmig bleiben.
Buchsbäume und viele Fliedersträucher zeugen hingegen heute noch von der Gartenzeit und trotzen Verbuschung und Verwaldung.
buchsbäume
Die große Atlas-Zeder im Wald ist hier sicher auch nicht auf natürlichem Weg hingekommen.
Unterhalb des Pfades stehen zwei ausgewachsene Hanfpalmen.
schlecht sichtbare östliche palme
Sie sind Nachkommen der ursprünglich gepflanzten Palmen aus der Gartenzeit.
Sie wurden über 100 Jahre sich selbst überlassen und haben eine kleine Kolonie gebildet.
Das Forstamt bestätigte mir, dass dort schon seit Gartenzeiten (c.a. 1870) Palmen wachsen.
Anfang der 2000er waren es 4 oder 5 Palmen (2)
Heute sind es nur noch zwei von denen die größere geschätzt 7 Meter hoch ist. Was ist mit den anderen passiert?
Theorie 1: Sie sind in den Kaltwintern um 2010 erfroren.
Theorie 2: Das Forstamt, welches um diese Zeit im Hang war, hat einige Palmen entfernt.
Theorie 3: Das von oben kommende Dornengestrüpp hat die Palmen, die nahe einer Trockenmauer wuchsen, erdrückt.
Was nun der Grund ist oder ob es doch eine andere Ursache gab, kann ich nicht sagen.
alte wedel mit langen petiolen
Im Moment sieht man keine Naturverjüngung.
Dies könnte sowohl an der Trockenheit als auch an den geänderten Wachstumsbedingungen im Hang liegen.
Das Forstamt war dieses Jahr im Hang und hat den Bereich um die Palmen erneut gelichtet.
Daher besteht die Möglichkeit, dass es in den nächsten Jahren wieder zu einer Verjüngung kommt.
Zur Zeit sind die jüngsten Wedel beider Palmen hellgrün. Eine Reaktion auf den kalten und nassen Oktober oder das Forstamt?
Was könnte es sonst sein? Habt ihr eine Idee?
In der nähe der Palmen wächst das einjährige Silberblatt. Es ist tatsächlich zweijährig und kommt aus dem submediterranen Bereich.
In der Strauchschicht konnte ich Liguster, Knallerbse, Eingriffligen Weißdorn, Pfaffenhütchen, Berberitze und den Roten Hartriegel identifizieren, wobei es noch mehr Arten gibt, die ich nicht kenne.
Der immergrüne Salbei-Gamander war schon verblüht. Er ist ein Halbstrauch und mag wintermildes Klima.
Tatsächlich tritt auch der echte Salbei manchmal in der Gegend auf.
Ich habe ihn bisher aber nur am Kaiserstuhl gesehen.
salbei-gamander
Während die Mauereidechse im Hang noch anzutreffen ist,
ist die Gottesanbeterin hier ausgestorben. In der Region gibt es sie recht häufig.
Ich habe sie im Breisgau aber bisher aber nur einmal in einem großen Olivenbaum gesehen, da sie dort nicht gut getarnt war :)
Danke für die tollen Bilder. Ich mache mir zwar immer wieder Feinde damit, da ich hier offen die Meinung vertrete, dass Exoten nicht in die freie Natur gehören. Jedoch kann man nicht leugnen, dass das auch seine schönen Seiten hat. Also: Danke fürs Zeigen.
P.S.: Eine meiner vollsonnig stehenden Trachys hat nun auch den zweiten Herbst in Folge einen hellen Fächer entfaltet. Am Lichtmangel kann das also nicht liegen. Da ich nicht dünge, könnte das eventuell damit zusammenhängen, dass bei den kühleren Temperaturen nicht genügend Nährstoffe für die Bildung von Chlorophyll zur Verfügung stehen? Dagegen spricht allerdings, dass sich das Problem im Frühjahr recht schnell von selbst wieder legt.
Bin auch ein Anhänger der Theorie, dass der relativ kalte Boden bei oberirdisch das Wachstum begünstigenden Temperaturen die Nährstoffaufnahme einschränkt.
Guten Abend, toller Beitrag! Vielen Dank. Das mit den helleren Wedeln, denke ich kommt deshalb, weil es viel regnete die letzte Zeit. Der ganze Oktober nachts sowie tags niedrige Temperaturen hatte und der Stand der Sonne bzw. Sonne überhaupt fehlt. In ganz verregneten kühlen Sommern, konnte ich schon selbes an meinen beobachten.
LG Ingrid
Ich will, dass ihr in Panik geratet. Ich will, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre. […] Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen. Denn es brennt. Greta Thunberg
Hallo @Tatzenkatz toller Beitrag - so ein Wald gefällt mir :-) Die Mischung aus exotisch (Trachys, Zeder) und heimischen Gewächsen macht die Pflanzung dort wirklich sehr interessant. Und @KleinerSkink: das zeigt, dass selbst in der für Hanfpalmen günstigsten Lage Deutschlands die Trachys in 100 Jahren nicht die "heimische" Flora und Fauna verschlungen haben - wenn Du schon in Deiner Antwort drauf anspielst. Grüße Florian
Hallo Tatzenkatz, ich wohne in der Gegend, kannte diesen Wald aber noch nicht; muss ich bei nächster Gelegenheit auch mal aufsuchen. Danke für den Bericht! Marc
Aber bis dahin heimischen Pflanzen Platz, Licht und Nährstoffe geraubt haben. Bei Palmen mag das gut gehen, aber guck dir mal die Brombeerbüsche in den heimischen Wäldern an... das ist in aller Regel kein heimisches Gewächs, das da alles andere erdrückt
Brombeeren sind hier heimisch, dazu in einer geradezu erschlagenden Artenvielfalt. Ab und zu sind ein paar Gartenflüchtige darunter, das gros ist aber heimisch.
Zitat von KleinerSkink im Beitrag #8Aber bis dahin heimischen Pflanzen Platz, Licht und Nährstoffe geraubt haben. Bei Palmen mag das gut gehen, aber guck dir mal die Brombeerbüsche in den heimischen Wäldern an... das ist in aller Regel kein heimisches Gewächs, das da alles andere erdrückt
Die Gartenpraxis von Ulmer ist eine renommierte Gartenzeitschrift. Es gibt einen Artikel des Chef-Redakteurs in der Oktober-Ausgabe wo sogar bewiesen wurde, dass auf einem 2 ha großen Gelände je zur Hälfte nur "heimische" und auf der anderen Hälfte "nichtheimische" Pflanzen kultiviert wurden. Beide Hälften wurden von heimischen (oder inzwischen heimisch gewordenen) Insekten und Tieren gleichermaßen als Nahrungsquelle und Lebensraum genutzt. Das wurde bewiesen. Deshalb - so der Chefredakteur Dr. Folko Kullmann - sei es an der Zeit, über den übertriebenen "Botanischen Rassismus" nochmal nachzudenken, der im Bereich des Deutschen Natur- und Umweltschutzes betrieben wird.
Aber das ist ja eigentlich OT.
Leider war ich noch nie in Freiburg. Aber dann besuche ich diesen Wald auch... Grüße Florian
-Die hellgrünen Fächer sind dann wohl tatsächlich eine Folge der Witterung, wie ihr den Kommentaren ja angesprochen habt.
-Meine Meinung zu Exoten in der freien Natur ist etwas differenziert:
Im Fall dieser Trachys sehe ich da absolut kein Problem.
Sie wachsen im wärmsten Teil des Hangs und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie an anderen Stellen im Wald den heimischen Pflanzen Konkurrenz machen können.
Tatsächlich hat das Forstamt vor allem Götterbäume um die Palmen entfernt. Also einen tatsächlichen Problembaum, der auch an anderen Stellen wie Unkraut wächst.
Allgemein bin ich auch nicht gegen Exoten, da wir sie früher oder später brauchen werden. Vor 12000 Jahren war schließlich auch die Buche ein Exot ;)
Aber natürlich sollte man eine gebietsfremde Art entfernen, wenn sie sonst zu große Schäden in der heimischen Pflanzenwelt verursachen würde.
danke für deinen interessanten Bericht über die Breisgauer Exoten, gerne öfter...
Ich habe mal vor ein paar Jahren eine gute Freundin die auf Kur in der Nähe von Villingen-Schwenningen durfte, diese mit dem Auto hingebracht und da ich noch nie im Schwarzwald und Umgebung war, habe ich das mit einer Sightseeing-Tour verbunden. Das war damals Anfang August und die ganze Innenstadt von Freiburg war eine einzige Baustelle und dazu noch eine Hitze von ca. 35°C. Ich habe dann nur noch geschaut, dass ich aus dem verkehrstechnisch chaotischen Freiburg rauskomme und bin dann nach Ihringen und Breisach am Rhein gefahren. Ihringen ist ja eher dem dörflichen Charakter zuzusprechen und bin dann gleich weiter nach Breisach gefahren. So viele Exoten, sei es in Kübeln auf dem Marktplatz (Riesenoleander & Co.) oder ausgepflanzt in den Gärten habe ich noch nirgendwo in Deutschland gesehen, da waren Trachys mit fünf Metern und Riesen-Basjoos keine Seltenheit. Leider hatte ich damals meine Digicam vergessen und das damlige Handy hatte noch keine Fotofunktion. Da wirst du bestimmt fündig, was exotische Pflanzen betrifft und würde mich freuen, von dir hier Bilder zu sehen.
Kennst du in der Region weitere interessante Pflanzen/Orte, die man sich mal anschauen sollte?
In Freiburg Stadt fallen mir spontan der botanische Garten sowie der Stadtgarten ein. Kennst Du wahrscheinl schon, aber dort stehen doch einige interessante Exoten rum. Ansonsten habe ich in der Stadt schon einige kapitale Wollmispeln gesehen, teils sicher 8-10m hoch. Falls Du mal über die Grenze nach Basel kommst, nimm Dir mal die Zeit und streife durch die Wohngebiete, v.a. am Rheinufer. Dort stehen teils sehr grosse Oleanderbüsche; das ideale Kleinklima machts möglich. Generell habe ich den Eindruck, dass man in der Schweiz nördl der Alpen noch etwas experimentierfreudiger ist als bei uns.
Ja in Breisach herrscht eine gewaltige Exotendichte. Trachys, Oliven, Feigen, Basjoos...sind dort mittlerweile ganz normal. Die höchste Plame, die ich kenne steht in Breisach. Und auch in Ihringen gibt es die eine oder andere haushohe Trachy und wilde Opuntien.
Wow so große Wollmispeln sind mir noch nicht vor die Linse gekommen. Weißt du zufällig wo sie stehen? BG und Stadtgarten kenne ich. Im Stadtgarten wurde vor kurzem (endlich) mal eine Korkeiche gepflanzt. Wie du sagst: Die Schweizer sind da doch experimentierfreudiger :)
Wäre mal interessant zu wissen wie dort die Oliven geschützt werden, wenn dort so eine große und langjährige Erfahrung mit solchen Exoten bei den Leuten vorliegt. Was hat sich an Schutzstrategien durchgesetzt in der breiten Masse? Ich meine selbst in dieser Region müssen doch zumindest Oliven geschützt werden?