Ich hatte mal wieder ein paar Gäste im Garten. Und es ist mal wieder zu dem gleichen Phänomen gekommen. Bei all meinen ausgepflanzten Exoten und Palmen (wo sich ja bekanntermaßen einige größere für außenstehende ungewöhnliche Sorten befinden) stehen alle nur vor den Washis. Da kommt man ja schon ins grübeln. Die "0815" Palme, die wächst wie Unkraut und die man an jeder Ecke kaufen kann überwältigt die Leute. Ich habe ja butias und Jubaea deutlich über 2m Höhe, Butiagrus nabonnandii, brahea armata, Parajubaea und und und aber die Leute sehen immer nur die Washis. Das ist irgendwie erstaunlich und ich glaube mittlerweile selber, dass ich blind für die geworden bin weil sie für mich selbstverständlich sind und außer mal Wedel abschneiden und winterschutz keine größere Aufmerksamkeit bekommen weil "denen geht es ja eh immer gut". Wenn ich mir die so anschaue mit den teilweise armdicken Petiolen machen die schon was her. Dabei sind sie mit etwas winterschutz die wohl unkompliziertesten Palmen (trachys mal außen vor). Die Frage kommt ja auch oft: das sind ja hanfpalme oder? --> schön wär's, das sind die "unscheinbaren" dahinter :-D deshalb wollte ich aber auch euch mal fragen, habt ihr ähnliche Erfahrungen gemacht? Das teilweise von nicht Exotengärtnern die einfachen Palmen (insbesondere Washis) als der Inbegriff der Besonderheit dastehen? Klar ich bin natürlich auch stolz auf meine Washis, vor allem weil sie so unkompliziert sind aber die sieht man ja überall. Ich habe auch brahea armata, brahea super silver und und und chamaerops humilis cerifera Butia odorata (alle "silber"). Aber da steht niemand vor, wo ich mich dann frage: warum eine washi so viel mehr Eindruck macht? Liegt es an den großen Fächern? Sie stehen in fast jedem Baumarkt zum Verkauf. Es konnte mir bisher niemand beantworten. Oder bin ich / sind wir einfach "Betriebsblind"?

Guten Morgen Pingsten,

ich glaube wir Exotengärtner sehen das eher das Besondere, den Schwierigkeitsgrad, aber das ist ja für den Außenstehenden nicht wichtig, weil er das ja gar nicht kennt.
Da zählt der reine Eindruck und da ist die Washi mit ihren Dornen, den großen Wedeln, dem Stamm, vielleicht auch der Farbkombination aus Stamm und Blättern, ein Hingucker.

Ich selber habe keine Washi, weil sie mir zu schnell wachsen und eben Schutz brauchen.

Bei mir standen die Leute am Tag der offenen Gartenpforte beim Agapanthus (weil ausgepflanzt) und bei der großen Agave ovatifolia.
Beides total unkomplizierte Sachen, wo ich eigentlich nichts mache.

Ich denke wir sehen das alles ein wenig spezieller....du hast einige große Palmen und wenn ein Exotengärtner bei dir wäre, würde er anders schauen und dir auch andere Fragen stellen und vor anderen Palmen stehen, weil wir eben das Besondere daran sehen.

Aber es ist doch schön, auch mal wieder auf diese Weise auf seine "Normalos" im eigenen Garten aufmerksam gemacht zu werden.

Viele Grüße

Andreas

Bei mir hat es vor dem Garten ein öffentliches Beet mit Azaleen, Rosen und Lavendel. Das kennen die Leute und das finden sie gut. Die Palmen, Agaven oder der grosse Eucalyptus dahinter fallen praktisch niemandem auf.
Ausnahme: Ein paar Philipinerinnen fragen mich regelmässig nach einigen Pflanzen. So kennen sie von zu Hause Calamansi (Calamondin), die Fatsia finden sie auch klasse und meine Juania halten sie für eine Kokospalme:-).

@greenthumb
Jetzt wo du es sagst, vor allem die Frauen standen auch an meinen ovatifolias. Habe ja 2 große und eine mittelgroße. Meine absolute lieblingsagave. Bei den beiden großen unterscheiden sich nochmal in ovatifolia "Giant leaf" aus Italien und eine "normale" mit kleinen Blättern aus England. Sehen aus wie zwei unterschiedliche Arten, ich habe ihnen anfangs immer Regenschutz ab Ende Oktober gegeben. Letzte Saison keinen Regenschutz mehr, mit dem Resultat, dass sie genauso aussehen wie mit. Einfach eine Tolle Sorte und vor allem für unsere breiten riesig. Die veiden grosen habe ich lange nicht gemessen aber D sollte größer als 100cm sein. Ich bekomme im September aus Italien noch eine recht große Agave megalacantha mal sehen wie die sich so macht, nervig werden sicherlich die vielen kindel sein. Diese Probleme hat man bei den ovatis ja zum Glück nicht.

Moin Ingo @Pingsten ,

ein sehr schönes Thema!

Bei uns sieht es ja so aus, dass die Exoten nicht einsehbar sind, wenn man vor dem Haus steht oder da lang geht. Wenn mal Gäste im Garten sind, freuen die sich eigentlich über Alles. Eingefasste Beete, Blüten, Agaven, Palmen... Ausgepflanzte Schmucklilien. Ahhh, ohhh . Die Region hier nehme ich auch nicht unbedingt als "Mekka der Gartenkunst" wahr. Egal.

Meine Frau, die mein Hobby inzwischen mit zunehmender Begeisterung teilt, hat jedenfalls genau eine einzige ausgepflanzte Lieblings-Palme, die sie allen Anderen vorzieht. Es ist natürlich die ausgepflanzte Washi... Dabei zählt die Washi noch nicht einmal zu den größeren Palmen im Garten. Und sie wächst bei uns auch (noch) recht bescheiden. Vielleicht ist es wirklich ein wenig kalt im Sommer hier. Ich bin gerade mit der Washi nicht ganz so zufrieden und schleiche da eher manchmal etwas unzufrieden herum. Aber diese Palmenart muss ganz zweifellos eine besondere Wirkung haben...

Grüße

Stephan

@Pingsten
Ohne Regenschutz haben meine ovatis immer böse große Blattflecken und zwar viele. Das geht bei mir nicht.
Ich mag die aufgrund ihrer Farbe und Größe auch sehr. Mit großer Stegplatte auf 4 Holzbalkenbeinen ist der Schutz aber schnell gemacht.

Ich habe noch Parryi Parryi in groß und Havardiana macht sich gerade ganz gut. Sonst bin ich ja bei den panaschierten Agaven noch ganz aktiv.

Megalacantha habe ich nur auf der Nordostseite ausgepflanzt wegen der vielen Kindel und da hält es sich wegen nicht zu gutem Platz in Grenzen.
Aber Parryii und neomexicana kindeln dieses Jahr auch (zu)viel.

Vielleicht setzt du deine megalacantha in einen versenkten Maurerkübel ohne Boden. Mache ich so bei den Brombeeren und das geht gut.
So hat sie nur begrenzt Platz fürs Kindeln und macht keine Entfernungen.

Viele Grüße

Andreas

Man kann als Exotengärtner nicht immer die Gedankengänge von "Exoten-Laien" nachvollziehen, einfach weil die fachliche Perspektive so weit auseinander geht. Im dt. Garten können wir nur mit den Trachycarpus-Veteranen und vielleicht noch ein paar blühenden Yucca-Arten beeindrucken. Übrige Exoten wie Fatsia oder Rhapidophyllum werden kaum wahrgenommen. Die Mehrzahl der ehemaligen Kübelpflanzen haben wir ja auch schon in Portugal ausgepflanzt.

In Portugal ist die Wahrnehmung natürlich auch anders: Washingtonien sind allgegenwärtige Palmen und haben nach der Palmrüsslerplage die Nase vor den Phoenix-Arten, was die Präsenz angeht. Chamaerops ist teils natürliche Straßenrandvegetation und interessiert kaum. Syagrus sieht man inzwischen immer häufiger. Danach folgen mit deutlichem Abstand Butia, Livistonen, Brahea, Sabal. "Zugezogene" lassen ihre Designergärten immer häufiger nun auch mit Archontophoenix und Dypsis - neben Syagrus - in eine Florida 2.0-Version mit bewässerten Rasenflächen aus Bermudagras gestalten. Howea wird m.E. nach viel zu wenig genutzt, vermutlich weil sie vergleichsweise langsam ist. Wodyetia und Bismarckia sind nach wie vor Raritäten.

Zurück zum Thema: in unserem port. Garten beeindruckt die Mehrheit der Laien erst einmal der gut 25 m hohe Zitroneneukalyptus (Corymbia citriodora) als höchster Baum mit schneeweißer aalglatter Rinde. Gefolgt von verschiedenen Pflanzenarten, die gerade zur Visite mal Blüten tragen, wie Mittagsblumenarten, Bougainvillea, Callistemone, Proteen, Erythrina, Strelitzia, Grevillea und Co. Viele erkennen zwar, das da allerlei unterschiedliches "Zeug" wächst, aber können es nicht wirklich einordnen. Ein paar Kommentare gibt es vielleicht noch zu den Obstbäumen oder Bereichen, die mit entsprechender Bepflanzung einen eher tropischen Eindruck vermitteln, als die sonst vorherrschende steppenartige Vegetation der Region. Solche tropischen Abschnitte lassen sich an geeigneten Stellen mit wenigen Pflanzenarten wie Bromelien, Bananen, Alocasia, Monstera, Philodendron und Palmen aus Pazifik-Ozeanien einrichten.

Ein Gartenrundgang mit Laien ist oft in 90 min erledigt, mit Exotenexperten muss man schon aufgrund des Austausches (Information/Erfahrung/Pflanzenmaterial) min. einen halben Tag ansetzen.

Cerifera, Agave Ovatifolia und Seidenakazie (wenn sie blüht). Manche staunen auch über die Musa basjoo, obwohl unsere jetzt nicht so gigantisch ist und in diesem Jahr wegen der Trockenheit echt sch... aussieht. Viele Leute sind aber auch von unspektakulären Dingen wie Blauregen beeindruckt. Insgesamt mag man die Kombi aus einheimisch und exotisch - neben der Menge an Palmen sieht auf einmal auch ein Blutweiderich oder ein Wasserdost ganz anders aus. Leider ist die Unkenntnis bzgl. einheimischer Stauden mittlerweile sehr groß.

Mit den "normalen" Hanf- und Zwergpalmen, die solitär irgendwo rumstehen, kann man hier eher nicht mehr beeindrucken, da es reichlich Biergärten, Strandbars etc. mit vielen gigantischen Exemplaren gibt.

Welch höchst grazil gewählte Worte am sich zum 270. Male jährenden Geburtstag Goethes, die hier meine Seele umspielen und mich in meinen heutigen Träumen sanft tragen werden.

Zitat von Pingsten im Beitrag #1

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Sie stehen in fast jedem Baumarkt zum Verkauf.

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Zitat von Stephan_Trier im Beitrag #12

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dass über Jahre oder sogar Jahrzente ein erheblicher Schutzaufwand getrieben worden ist,

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Zitat von Exotenfan3 im Beitrag #13

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Zitat von Stephan_Trier im Beitrag #12

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dass über Jahre oder sogar Jahrzente ein erheblicher Schutzaufwand getrieben worden ist,

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Nö.

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Natürlich, Stefan, schützen muss ich sie....
Der Aufwand ist bei ihr nur nicht größer als bei Trachys in kalten Wintern bei uns.