Moin,

Diese Frage ist für mich immer noch unbeantwortet, seit dem ich mich mit winterharten Palmen befasste.

Welche Palme hält mal eine Woche annähernd Dauerfrost bei bis zu -10°C aus und sieht unverändert im Frühjahr aus? büßt vielleicht mal ein Blatt ein und das wars? Die einzige, die ich gesehen habe, die das kann, war die Trachy. Natürlich soll die das ohne Schutz außer vielleicht 3cm Rindenmulch um den Stamm schaffen, aber mehr nicht.

Und ich meine große Palmen, die auch 6m+ werden können, keine Sabal minor, Serenoa repens, Rhapidophyllum hystrix oder sonstige Späße. Auch keine T. takil oder T. martianus, sondern eine andere Palmengattung.

Meine bisherigen Erfahrungen/ gelesenen Erfahrungen:

Washingtonia X= hatte eine als filifera gekauft, im Mai ausgepflanzt, im Dezember gab es -6°C und 4 Tage Dauerfrost, die Palme war annähernd schwarz.
Chamaerops= Die Palme kriegt zum WInter hin immer gelbere Blätter, einmal war die komplett entlaubt nach ca. -9°C und 1 Woche Dauerfrost, trieb dann wieder durch und jetzt hat sie im Kübel dauerhaft gelbe Blätter, aber überlebt irgendwie, glaube, die hat irgend ein Problem mit dem Boden.
Phoenix canariensis , hatte mal eine im Topf vergessen, war ab Januar Stroh, gab glaube ich -8°C und 3 Tage Dauerfrost.

Alle 4 Trachys haben jeden dieser obigen Winter als 30-50cm große Pflanzen ohne Schäden (!) überstanden. Was ich sonst so sah:

Butia, meistens ab -9°C und Dauerfrost Stroh, gibt einige unschöne Bilder auch größerer Pflanzen.
Jubaea, soll bis -15°C winterhart sein, habe im Forum schon Exemplare gesehen, die ab -6°C schon Blattschäden hatten, ich wiederhole -6°C.
Livistonia, geschenkt
Brahea, sollen ab -8°C krepieren


Bleib zum Schluss noch die Sabal palmetto, die schon eklige Temperaturen in z.B. North-Carolina gut gepackt hat. Daher wäre das wohl mein ehester Kanditat für die nächsthärtere Großpalme nach der Trachycarpus. Was denkt ihr?

LG Spectator

Hallo Spectator

Eine besser an unser Klima angepasste Palme als T. fortunei gibt es kaum. Es kommt halt immer auf die konkreten Verhältnisse an. Hier bei mir ist T. princeps nur unwesentlich weniger frosthart als fortunei. Das hat sich bisher so gezeigt, dass sie im einen oder anderen Winter Winterränder an den Blättern bekommen hat, meine Waggy dagegen nicht. Kälter als -10 Grad war es hier aber nicht.
Auch gut ist bisher T. princeps "new form". Die hat gegenüber der echten princeps den Vorteil, viel schneller zu wachsen.

Überhaupt sind in den letzen Jahren Trachyhybriden entstanden, die sehr frosthart sein dürften, z.B. waggy x princeps. Die sind auch vom Aussehen interessant. Schau dir die doch mal an.


Bei Chamaerops gibt es riesige Unterschiede in der Frosthärte und Feuchtigkeitstoleranz. Generell gilt var. argentea (= cerifera) als am frosthärtesten, gefolgt von der normalen humilis und dann vulcano. Aber gerade bei der normalen humilis gibt es unglaublich viele Auslesen und Herkünfte. Meine eigene humilis steckt bisher die Winter hier problemlos weg, steht allerdings ein bisschen geschützt halb unter dem Dachvorsprung.

Jubaea geht hier bei mir auch ungeschützt. Sie hat aber einmal bei längerem Dauerfrost und etwa -8 Grad den Speer verloren (die Blätter waren schadlos).

Wenn du sie in die Finger kriegst: Jubaea x Butia oder Butia x Jubaea. Sind zwar nicht frosthärter als Jubaea, aber schneller.

Livistona kannst du vergessen.

Mit grossen Braheas habe ich selber keine Erfahrung. Brahea decumbens geht hier schon seit mehreren Wintern, aber die ist stammlos. Trotzdem hübsch.

Bei Sabal würde ich statt an palmetto eher an x brazoriensis und "Birmingham" denken. Die halten auch bei uns echt was aus.

Dass es nicht nur auf die grössere Wärmesumme ankommt zeigt das Beispiel der Place Boucicaut in Paris, wo eine grosse Sabal palmetto wächst (und ich glaube auch Brahea armata). Es reicht, wenn die Winter mild genug sind.

LG Flo

Nach allem was ich bisher gelesen habe, sollte die Antwort auf Deine Frage Sabal x brazoriensis sein. Ob hierzulande die Wärmesummer in den Wachstumsmonaten ausreicht, um einen Stamm zu bilden, sei dahingestellt.

SIehe hierzu diese Diskussion.

Hallo zusammen,

das ist in der Tat eine interessante Frage auf die es keine einfache Antwort gibt. Wenn die Gattung Trachycarpus ausgeklammert werden soll, wie vom Fragsteller gewünscht, ist die Antwort auf dem ersten Blick ganz eindeutig die stammbildenden Hybriden aus der Gattung Sabal. Sowohl von Birmingham als auch Brazoria liegen mittlerweile zahlreiche Berichte vor, die eine vergleichbare oder sogar bessere Frosthärte im Vergleich zu Trachycarpus Fortunei indizieren. Das Problem ist jedoch wie schon in anderen Kommentaren angesprochen der Bedarf an sehr hohen Wärmesummen. Sind die Winter mild genug, können die Sabals zwar auch ohne hohe Wärmesummen trotzdem überleben, aber sie werden nur kaum vom Fleck kommen. Es gibt durchaus eine Reihe von Beispielen ausgepflanzter Hybrid Sabals. Manche sind schon einige Jahre ausgepflanzt. Und trotzdem ist mir für ganz Mitteleuropa nicht ein Beispiel mit nennenswertem Stamm bekannt. Wer von einer stimmbildenden Sabal träumt, braucht also entweder sehr viele Lebensjahre an Zeit oder hohe Wärmesummen. Ich denke, dass man insbesondere in den sommerwärmsten Gegenden Mitteleuropas und bei besonders warmen Mikroklima die Problematik etwas entschärfen kann, aber langsam wüchsig werden die Sabals trotzdem hier bleiben. Die nächsthärte Sabal wären dann die härteneren Herkünfte von Sabal Palmetto. Aber auch hier gilt oben genannte Problematik.

Die interessante Frage wäre jetzt, welche Palme die nächsthärte für unser Klima wäre, wenn wir aufgrund der Probleme auch die Sabals außen vorlassen?

Nannorrhops ritchiana fällt ebenfalls raus, da diese noch höhere Wärmesummen benötigt und dabei noch langsamer wächst und zudem kaum Feuchtigkeit verträgt.
Ich persönlich sehe daher die möglichen Kandidaten in den Gattungen Brahea, Butia, Jubaea und Chamaerops Humilis. Ich vermute die nächsthärtere wäre die Chamaerops Humilis Cerifera. Allerdings auch nicht unbedingt eine Großpalme. Wer wäre dann der nächste Kandidat der wirklich groß werden kann? Da würde ich persönlich aufgrund einiger vielversprechender Berichte mittlerweile auf die Brahea Armata tippen. Was meint ihr?

LG Arn

Hi Anon @Spectator

Drei Wochen Dauerfrost bis -10, Stamm bildend bis 6 m? Und allenfalls Rindenmulch im Stammbereich als Schutz...

Klare Antwort bei den hier verfügbaren Wärmesummen:

Keine!

Grüße

Stephan

Irgendwie hatte ich mir das schon fast gedacht, sind auch harsche Bedingungen für Palmen, aber das die Sabals mit unseren Sommern insbesondere in NordDE nicht viel anfangen können, bitter. Was würde mir eine Sabal palmetto schon bringen, die vielleicht 3 Blätter im Jahr macht?

Eine Palmengattung, die noch gar nicht gefallen war ist Trithrinax. Ist jetzt auch nicht riesig, aber Trithrinax campestris soll gut Kälte abkönnen, Meinungen dazu?

LG Spectator

@Spectator

Hallo Anon,
vielleicht hilft Dir dieser Link:

https://www.palmpedia.net/wiki/Trithrinax_campestris

Wenn Du ihn mit Google öffnest, kannst Du Dir die Seite ja auf Deutsch anzeigen lassen. Oft hilft mir Palmpedia bei meinen Entscheidungen sehr.

Meine T. campestris steht seit Jahren im Kübel. Ich will sie erst dieses Frühjahr auspflanzen. Im nächsten Winter dann mit Schutz.

Hier im LK Hildesheim gibt es nur 2 Palmen die ich in „durchschnittlichen“ Wintern ohne Schutz überwintere:

-Trachycarpus fortunei / T. wagnerianus
- Rhapidophyllum hystrix

Alles andere wird eingepackt, weil wir hier Winter haben, die auch manches Jahr unter -15°C gehen. Dann brauchen selbst die T. fortunei / wagnerianus einen Schutz. Zuletzt im Februar 2021 hatten wir hier weniger als - 20°C. Dann wird es für alle Exoten in meinem Garten sehr eng.

Hallo Anon,

für eine ausgepflanzte Sabal sind drei Blätter im Jahr zumindest in den ersten Jahren sogar sehr sportlich. Da sollte man lieber erst mal nur mit ein bis zwei Fächern rechnen.

Bezüglich Trithrinax campestris verhält es sich leiser genauso wie mit der Honigpalme. In der Literatur wird ihr eine viel zu hohe Frosthärte nachgesagt. Diese hohe Frosthärte wird sie nur in sehr trockenen Klima erreichen können. Zudem benötigt sie hohe Wärmesummen für gutes Wachstum.

Es gibt leider einen sehr guten Grund, warum wir in Deutschland nicht viel mehr Palmen haben. Denn du kannst dir sicher sein, dass vor uns schon viele andere Generationen von Palmen im Garten geträumt haben.

Deine besten Wetten bezüglich Palmen sind wie von @Horst Harsum vorgeschlagen die Nadelpalme und wie von @Flo schön aufgezeigt die Gattung Trachycarpus. Natürlich kannst du auch Sabals pflanzen. Aber du solltest da besser keine stammbildenden Wunder in absehbarer Zeit in unserem Klima erwarten.

LG Arn

Zu der ganzen Thematik muss man halt auch sagen, dass häufige Versuche auch mehr Erfolge mit sich bringen. Würde man bei uns viele Palmettos pflanzen, gäbe es vlt dort oder da plötzlich Überraschungen, was die Winterhärte betrifft... wurde ja auch dieses Jahr wieder zünftig kalt in den natürlichen Habitaten...
Das ist meiner Meinung nach auch der Grund wieso raue Lagen im Südtirol oder im Tessin auch Palmen aufweisen...
Übrigens sind Sabals auch einfach langsam, warme Sommer hin oder her, und trotzdem steht eine grosse Palmetto in Paris...
Aufgrund der genetischen Vielfalt bei Trachys oder Sabals wäre es wohl auch nicht so schwer richtig harte Sorten zu züchten, so hat man es bei Soja und Mais auch geschafft...

@Aramis
Die Frosthärte von Sabal Palmetto ist ohne Zweifel gut. Es wird bereits alleine schon aufgrund des großen Herkunftsgebietes bei ihr eine genetische Variation in der Frosthärte geben.

Natürlich sind die Sabals auch im Südosten der USA im Vergleich zu anderen Palmen eher langsam aber trotzdem deutlich schneller als bei uns. Hatte im Herbst von einem aus North Carolina beispielsweise gelesen der bei seiner Sabal Palmetto in der Saison 8 Fächer gezählt hat. Da kommen wir hier leider nicht dran. Und weiter im Süden der USA sind die Sommer ja nochmal deutlich wärmer. Da geht also nochmal mehr. Auch das Tessin, Südtirol und auch sogar Paris haben höhere Wärmesummen was sicherlich hilft. Das heißt natürlich nicht das Sabal Palmetto bei uns nicht funktionieren kann. Wichtig ist aber das man viel Geduld mitbringt.

Man könnte bei palmetto immerhin schon mit härteren Auslesen anfangen, wie den Pflanzen von Bald Head Island: https://www.plantdelights.com/products/s...metto-bald-head

oder Tifton hardy:
https://www.plantdelights.com/products/s...to-tifton-hardy

LG Flo

Zumindest bei Tifton Hardy sind mir aus Amerika Berichte bekannt, die gegenüber der Normalform eine höhere Frosthärte indizieren. So hat beispielsweise in einem harten Winter in North Carolina 2018 mit einer dort sehr ungewöhnlich langen Dauerfrost Periode von einer Woche eine Tifton Hardy überlebt während im gleichen Garten mehrere Exemplare der Normalform nicht überlebt haben.

Als weitere Herkunft bei Palmetto der man eine höhere Frosthärte nachsagt wäre noch Mount Holly zu nennen.

Chamaerops hat sich hier in den Südalpen als resisten erwiesen und mehrere male -12 bis -14 ohne größere Schäden überstanden.

Dann würde ich die ein oder andere Yucca als Palme durchgehen lassen, z.B. Yucca Rostrata wird bis 4-5 Meter hoch und ist noch frosthärter wie T. Fortunei.

Es gibt noch eine Palmenart von denen keiner Spricht, weil die einfach selten sind und man kaum herbekommt. Laut Erfahrungen in den USA überlebt die gebietsweise auch Nächte unter -15, die Nannorhops Ritchiana.
Stammbildend wohl nur in wärmeren Klimaten

Meine yatay x jubaea hybride hat sich diesen Winter erstaunlich hart gezeigt. Sie ist zwar im Herzen recht frostempfinlich. Diese Erfahrung musste ich letzten Winter machen als sie nach nur - 6 Grad am Neuaustrieb leichte Frostschäden gezeigt hat. Die Wedel haben aber jetzt nach der vergangenen Kältewelle mit drei Nächten zwischen - 9 und - 12 Grad nicht den geringsten Schaden erlitten. Das Herz habe ich aber mit Flies und einem Heizkabel geschützt, wie ichs auch schon vor zwei Jahren tat.Damals ging es aber nur auf -9 runter. Ich denke sie hat die volle Winterhärte der Jubaea mit bekommen. Oder hatte von euch schon mal jemand Frostschöden an den Wedeln einer Jubaea bei - 12 Grad?