Mediterranes am Kaiserstuhl (1) Palmen und mehr am Blankenhornsberg


Der Kaiserstuhl im Südwesten Baden-Württembergs beherbergt bereits eine submediterrane Flora und Fauna. Er ist der nördliche Vorposten einer Pflanzengesellschaft, die man in dieser Form erst viel weiter südlich erwarten würde. Ich möchte euch diese Pflanzenwelt in einer kleinen Serie vorstellen und dabei auch einen Blick auf die ausgepflanzten und verwilderten Exoten werfen.


Ihr habt sicher schon von Ihringen an der Südspitze des Kaiserstuhls gehört. Die Gemeinde im Breisgau ist nach eigenen (nicht überprüfbaren) Angaben der wärmste Ort Deutschlands.
Laut Wikipedia grenzt der Ort gar an ein mediterranes und/oder subtropisches Klima, was nicht stimmt, auch wenn der Titel "Mediterranes am Kaiserstuhl" zugegeben die selben Erwartungen weckt.
Mediterran wird das Klima erst ab Tain-l’Hermitage im Rhônetal, der historischen Grenze des Olivenanbaus. (Immerhin noch 390km entfernt)


Das Klima Ihringens und des Kaiserstuhls ist Semikontinental bzw. Cfb nach Köppen und Geiger. Es ist Sommerheiß aber die kurzen Winter können bisweilen recht kühl sein. Durch die südliche Lage erreichen den Kaiserstuhl selbst im tiefsten Winter regelmäßig milde Luftmassen und bringt ungewöhnlich frühe Frühlingstage.


Die folgenden Bilder sind Anfang November entstanden. Auch an diesem Tag ist sehr mild.
Schmetterlinge, Eidechsen und Insekten sind in Hülle und Fülle unterwegs und auch die Ödlandschrecken zirpen noch wie an den längst verstrichenen Sommertagen.


Los geht es in Ihringen. Von dort durch die submediterranen Hügel zum Staatsweingut auf dem Blankenhornsberg, an dem eine der schönsten Palmen des Breisgaus steht.


Eisenbahnstraße Ihringen





Mehrere prächtige Hanfpalmen in einem Garten






In Ihringen gibt es sehr viel zu Entdecken. Der Ort wird noch einen eigenen Teil bekommen.
Nun geht es aber raus aus dem Ort in die von Trockengebüschen und Trockenrasen gesäumten Weinterrassen.


Am Ortsausgang steht ein großer Mandelbaum mit gedrehtem Stamm.






Blick auf Ihringen aus den Weinbergen






Submediterrane Trockengebüsche mit seltenen Tier und Pflanzenarten






Auch Exoten verwildern regelmäßig in den warmen Hügeln...
Yucca zwischen Feld-Beifuß und Zypressen-Wolfsmilch






Selbst die Opuntie tritt am Kaiserstuhl zertreut in Trockenhängen und an felsigen Stellen auf. Das hier ist Opuntia Humifusa mit roten Früchten






Am Rande eines submediterranen Flaumeichenwäldchens (Quercion pubescenti-petraeae) steht ein alter immergrüner Buchsbaum. Wie der da wohl hingekommen ist?






Zypressen säumen den Weg zum Weingut






Eine Feige im Herbstgewand






Ankunft auf dem Blankenhornsberg. Das Staatsweingut Freiburg ist beliebtes Ausflugsziel mit historischem Gewölbekeller, Weinverkauf, einem schönem Blick über die Landschaft und der Ausgangspunkt für Spaziergänge.
Ringsherum erstreckt sich auf dunklen Vulkanverwitterungsböden eine der besten Weinlagen, die mit Burgunder und Chardonnay bepflanzt ist.






An diesem Tag ist es windstill und der würzige Duft des Rosmarins liegt in der Luft. Die großen Büsche blühen dem Winter entgegen.






Auch die Blüten des Lavendels warten noch auf den ersten Frost.






Der knorrige Mandelbaum auf der Kuppe hat seine Blätter schon dem Wind überlassen.






Dagegen gibt die Hanfpalme ihre Wedel nicht so leicht weg. Sie wächst etwas unterhalb des Weinguts und hat mit der Trockenheit zu kämpfen.






Zehn Meter entfernt steht die bekannte Weinbergtrachy. Sie wurde vor etwa 40 Jahren ausgepflanzt. Einen Winterschutz bekommt sie nicht.
Sie trotzt dem trockenen Klima und ist ohne Zweifel eine der spektakulärsten Pflanzen, die Palmendeutschland zu bieten hat. (1)






Die Krone der Hanfpalme überragt bereits die Hügelkuppe und steht nun voll im Wind. Dadurch verknicken die Wedel bei Sturm leicht und werden recht schnell entfernt.






Wie werden wohl die Minimaltemperaturen gewesen sein, die die Trachy in den Extremwintern um 2010 aushalten musste?
Nun, glücklicherweise steht genau 140 Meter entfernt eine Wetterstation im offenem Gelände. Ich habe die Daten als Klimatabelle aufgearbeitet, sodass sie etwas anschaulicher sind. (2)






-Bemerkenswert ist die hohe absolute Minimaltemperatur (-14,8°) im Betrachtungszeitraum. Tatsächlich ist die Wetterstation die einzige in Baden-Württemberg, die für diesen Zeitraum in Winterhärtezone 8b liegt.
-Nur einige Kilometer entfernt in der Ebene kann es schon deutlich kälter werden und die Winterhärtezone ist 8a.
-Die Anhand der Station Freiburg geschätzte Jahresdurchschnittstemperatur für 1981-2010 liegt bei 11,2°. Die geschätzte Sonnenscheindauer 1981-2010 ist mit 1909h/Jahr deutlich über Freiburg.



Den mediterranen Garten am Staatsweingut zeige ich euch in einem kommenden Teil. Dieser Beitrag ist doch schon recht lang :)


Herbstliche Grüße

TK



Links/Quellen:

(1) Zwei Bilder der Weinbergtrachy hier im Forum von "der Bödi"
XL-Trachys (2)

(2) Wetterstation Blankenhornsberg
Wenn euch die genaue Internetadresse interessiert fragt mich oder sucht ein paar Minuten - Die Seite ist für Landwirte gedacht und ich weiß nicht wie viele Klicks sie aushält :)

Vielen Dank.
Echt imposant und krass das es sowas in Deutschland gibt.
Tolle Gegend.

Wilden Buchsbaum gibt es auch bei Lörrach, evtl ist der auf den Fotos kein Gartenflüchtling? Quercus pubescens finde ich sehr erstaunlich.

Tatzenkatz , toller Beitrag , 1.Klasse .
Ich war letztes Jahr in Breisach und war sehr beindruckt von den großen Trachys
Ich habe in Stadtmitte nicht weit vom Rheinhafen eine stattliche 3er Gruppe in einem Garten gesehen.
Ich glaube nicht , dass die noch geschützt werden können .

Hallo Tatzenkatz,

danke für den tollen Beitrag! ich bin auch hin u wieder am Kaiserstuhl; die Gegend rund um den Badberg mit seinen Magerwiesen finde ich sehr reizvoll, aber auch die Opuntien auf den Lavagesteinshängen am Blankenhornsberg sind toll.
Wie Du schreibst können die Winter aber bisweilen auch recht zapfig sein; der Winter 2017/18 war hier recht kalt, ich kann mich erinnern, dass ich bei Oberbergen einige halb runtergefrorene Rosmarinbüsche gesehen habe. War wohl der in dem Fall eher ungünstigen Muldenlage geschuldet.
Die Gegend ist definitiv immer einen Ausflug wert.

Grüsse,
Marc

Danke für die Kommentare

@PierreBB & @Olli

Danke. Auch ich bin immer wieder erstaunt, was hier alles durch den Winter kommt.


@Mikkel
-Wilden Buchsbaum gibt es auch bei Lörrach, evtl ist der auf den Fotos kein Gartenflüchtling?

Ja daran habe ich auch gedacht. Der Buchswald bei Grenzach soll aber das einzige natürliche Vorkommen weit und breit sein.
Der Buchs als Gartenflüchtling ist auch unwahrscheinlich, da er einige Kilometer von der nächsten Ortschaft entfernt steht... Rätselhaft:)
Auf alle Fälle passt er gut in die Landschaft.


-Quercus pubescens finde ich sehr erstaunlich.

Genial oder? Nördlich des Kaiserstuhls gibt es im Rheingraben schon keine Vorkommen mehr.
Am Kaiserstuhl findet man die Flaumeiche dann recht häufig und 20km südlich von Freiburg taucht der kleine Baum ganz vereinzelt auf warmen Hügeln auf.
Ich finde es sehr interessant an der nördlichen Grenze dieser submediterranen Wälder zu wohnen.



@Palmenfreek
-Ich war letztes Jahr in Breisach und war sehr beindruckt von den großen Trachys
Ich habe in Stadtmitte nicht weit vom Rheinhafen eine stattliche 3er Gruppe in einem Garten gesehen.

Die würde ich mir gerne mal ansehen. Kannst du dich an den genauen Ort erinnern?
Wie groß waren sie ungefähr?



@Breisgauer
-Die Gegend rund um den Badberg mit seinen Magerwiesen finde ich sehr reizvoll

Ja eine tolle und sehr ungewöhnliche Landschaft! Der innere Kaiserstuhl bekommt auch noch einen Teil wenn ich dort genügend Außergewöhnliches gefunden habe.


-Der Winter 2017/18 war hier recht kalt, ich kann mich erinnern, dass ich bei Oberbergen einige halb runtergefrorene Rosmarinbüsche gesehen habe.
War wohl der in dem Fall eher ungünstigen Muldenlage geschuldet.

Oh das ist überraschend. Ich hatte den Winter 17/18 nicht so kalt in Erinnerung. Olive und co. in Oberbergen haben es überlebt,
wobei sie vll. auch nicht so ungünstig wie der Rosmarin standen.


Viele Grüße

TK

Oh das ist überraschend. Ich hatte den Winter 17/18 nicht so kalt in Erinnerung. Olive und co. in Oberbergen haben es überlebt,
wobei sie vll. auch nicht so ungünstig wie der Rosmarin standen.

Die Rosmarine standen in der Tat sehr ungünstig, quasi mitten auf dem freien Feld. Das erklärt wohl die Unterschiede.

Grüsse,
Marc

Guten Abend




Hier ein paar Bilder des bisher kältesten Wintertags in Ihringen.


Dieser Exot mit Fernblick wächst auf 310 Höhenmetern in einem trockenen Hang








Großer Feigenbaum neben einem Rebhisli (Unterstand bei schlechtem Wetter oder für Gerätschaften, die im Weinberg gebraucht werden)







Und welcher Baum hier geschützt wird, ist nicht schwer zu erraten :)


In der Umgebung wurden auch junge Eichen gepflanzt, die jetzt im Januar noch grüne Blätter haben. Sie wachsen aber in Plastikröhren.
Darum glaube ich nicht, dass die grünen Blätter ein guter Indikator für die Eichenart sind.
Die Blattform spricht für Zerreichen, Wintergrüne Eichen oder Portugiesische Eichen.

Zerreichen sind aber am wahrscheinlichsten, da die Zerreiche hier wohl schon von den Römern eingeführt wurde und verwildert ist.







Und zum Schluss noch eine hübsche Pinie unten im Ort.





Winterliche Grüße

TK