Interessant wäre bei Euren erfolgreichen Trachy-Invasions-Versuchen zu sehen, ob nicht das extrem langsame Wachstum vieleicht am Ende vom großen Vorteil ist... Aber Franks Beispiel mit 20 cm höhe in 10(!!!) Jahren, ist schon hart, dann muss man ja wirklich bangen, dass man in seiner noch verbleibenden Lebenszeit jemals eine Trachyblüte sehen würde. Aber vieleicht wachsen sie ja viel schöner heran, als die typischen Gewächshaustrachys oder Baumschultrachys, durch ihr extrem langsames Wachstum?

Hi,

diese beiden hier sind aus Samern entstanden, die ich 2008 im Garten einfach mal in die Erde gesteckt habe. Trotz wie man sieht nicht gerade optimalen Standortbedingungen haben sie sich gut entwickelt. Auch wenn es auf den Bildern nicht den Eindruck erweckt, steht die erste sonnig, die zweite eher schattig. Der geschützte Standort neben den Hecken hat sie bisher vor jeglichen Schäden bewahrt, selbst 2012 hatten sie keinen Kratzer.





Viele Grüße
Ron

Hallo,

hatte auch mal ca. 1000 Stück in ein Beet gesät. Keimquote war etwa 90%. Sie wurden im Sommer regelmäßig gegossen und im Winter abgedeckt.

Seit 3 oder 4 Jahren habe ich die Pflege eingestellt. Von 1000 gibt es noch vielleicht 10 Überlebende die sicher dem nächsten Normalwinter zum Opfer fallen werden.
Besondere Widerstandsfähigkeit konnte ich bei den letzten verbliebenen nicht feststellen.

Das sich die Fortunei bei mir unkontrolliert ausbreitet ist also nicht zu befürchten. Vereinzelt sind zwar auch Selbstaussaaten zu beobachten, die aber bei mir wohl nie ohne eine geringe Pflege zu größeren Palmen heranwachsen werden.

Gruß

So, ich habe nochmals genau in meinen Unterlagen nachgeschaut und muss einige meiner bisherigen Angaben zu meinem Insitu-Versuch nochmals berichtigen. Bitte entschludigt, ich hatte da ein bisschen andere Zahlen im Kopf:
Ich habe 40 Samen im April 2004 ausgesät, wovon 28 Stück bis zum Herbst keimten. Jetzt 12 Jahre (!) später leben davon noch 7 ziemlich gesunde Pflänzchen (habe soeben nachgeschaut), welche leider sehr eng zusammen stehen und sich gegenseitig konkurrenzieren.

@Felix_Remchingen , ja, der Standort, welcher in meinem Filmchen zu sehen ist, ist schon einzigartig - auch fürs Tessin. Ich kann mir gut vorstellen, dass da über Jahre Trachy-Fruchtstände entsorgt wurden. Oder es handelt sich einfach um das beliebteste Amsel-Klo der Südalpen :P. Anders kann ich mir dieses Meer aus Trachys (und alle im ungefähr gleichen Alter (Sämlinge bis 2 m Jungpflanze mit kurzem Stammansatz von 20 cm) - was eher auf die Entsorgung von Fruchtständen hindeuten würde - nicht erklären.

@Aramis , sehr interessante Bilder, bisher sind mir nicht allzuviele Standorte nördlich der Alpen bekannt, wo sich Trachys von sebst ausgesät haben und sich zu soclh grossen Jungpflanzen entwickelten. Wie weit stehen diese Jungpflanzen ungefähr von der jeweiligen Mutterpflanze entfernt?

@Frank SL , dann scheinen deine in Kahrlsuhe deutlich schneller zu wachsen als meine hier. Haben sie irgendwelche Pfelge erhalten (z.b. Unkrautentfernung) oder waren sie auch gänzlich sich selbst überlassen?

@Marc Werner , wie du denke ich auch, dass eine von klein auf ausgepflanze Palme (oder bereits im Freiland gekeimte Palme) sich viel besser an den Standort anpassen kann und ein gesünderes, weitverzweigtes Wurzelwerk bildet, als eine adulte Palme, welche man mit einigen Metern an Stammhöhe auspflanzt. Hierfür muss sie aber nicht ubedingt langsam wachsen, so gehe ich davon aus, dass man die Wachstumsgeschwindigkeit von Insitu-Sämlingen durch Wassergaben und das Entfernen von Unkraut sehr beschleunigen kann und es ab einer Höhe von 40 cm kein Unterschied mehr gibt zwischen einer Insitu-Trachy und einer Trachy, welche als 40 cm hohe Jungpflanze ausgepflanzt wird.

@Ron , die sehen toll aus! Standen sie schon immer so frei und hast du irgendwelche Pflege betrieben?

@Jörg K , wie gross sind deine Insitu-Trachys mittlerweile? Als Sämlinge sind die ja oft recht gut geschützt mit dem Meristem unter der Erde und den Blättern unterm Laub.
Ich gebe der Trachy nirgends in Deutschland oder der Schweiz nördlich der Alpen eine Chance, auf Dauer eigenständige Populationen zu bilden, wie dies im Tessin bereits der Fall ist. So würde ich die Trachy in D und CH (nördlich der Alpen) als Ephemerophyt bezeichnen, diese sind wie folgt definiert (Wikipedia): Arten, die nur unbeständig eingeschleppt sind, kurzlebig aus Kultur verwildern oder ohne ständigen Samennachschub wieder verschwinden würden.

Moin Vinc,

nee, da sind sogar die Wühlmäuse durch, Bild ist nach dem Winter 2011



Karlsruhe halt, da wächst halt alles etwas schneller...

Hallo Frank,

sieht ja ziemlich übel aus! Aber immerhin hat ein Teil davon überlebt. Habe mir gerade die Temperaturdaten für Kahrsruhe des Winters 2011/2012 angesehen: -16 °C und 2 Wochen Dauerfrost - heftig!

Liebe Grüsse,
Vincent

@Vinc

Danke :-) Besonders geschützt werden die wie alle meine Trachys nie. Um den Stamm häufe ich immer etwas Erde an, das wars aber auch.

Viele Grüße
Ron

Auf der Insel Rügen könnte man inzwischen möglicherweise einen Versuch wagen.

Damit es dort richtig kalt wird - Kälterekord Arkona am 1. Februar 1954 - 18,9 Grad - müsste die Ostsee zumindest in den südlichen Bereichen zufrieren. Besser noch vollständig. Nur ist das die letzten 50 Jahre nicht mehr passiert. Und wird mit dem Klimawandel auch zunehmend unwahrscheinlicher. Nicht umsonst ist Rügen Klimazone 8a.

Vielleicht würden auch einige Bereiche an der Norseeküste + Inseln funktionieren. Wobei ich da nichts zur Salzverträglichkeit weiß. Aber auch dort haben wir ja Bereiche mit Klima 8a. Die tiefste, auf Helgoland gemessene Temperatur, betrug -11,2°am 15. Februar 1956. Sollte eigentlich passen!

Grüße

Stephan

Die Palmen sind leider auf Helgoland alle eingegangen, es herrscht höchstwahrscheinlich einfach zu salzige Luft .

Hey @Vinc

Sie sind so zwischen 5 und 20m von ihren Eltern entfernt. Habe mir zwei kleine ausgegraben, weil ich mir eine gewisse Vorselektion verspreche (Die anderen werden sowieso auf öffentlichen Boden niedergetrimmert.)

Tja, ein Standort zur natürlichen Verbreitung nördlich der Alpen... ........... da würde mir in der Schweiz höchstens Quinten einfallen; Vom Alviermassiv gegen Norden geschützt, im Süden der Walensee der wirklich nie zufriert, und zudem ist die gesamte Region dort leicht am Hang... Dadurch ist es schon seit jeher als eine der wärmsten Orte nördlich der Alpen bekannt, schon vor den letzten wärmeren Jahren.
leider finde ich dazu keine Klimadaten...

LG Aramis

Hallo Stefan,

Rügen ist schon recht mild, aber wenn man sich nur mal die Temperaturdaten von Putbus vom Winter 11/12 anschaut, dann kann ich mir kaum vorstellen, dass dies eine ausgewachsene Trachy überlebt hätte. 4 Dauerfrostperioden 1x 2 Wochen 2x 1 Woche und dies alles kurz hintereinander. Da ist der Boden wohl gar nicht mehr aufgetaut dazwischen. Tmin war - 15 °C. Wahrscheinlich war es direkt an der Küste von Rügen milder in den Nächten, aber den Dauerfrost hatte man sicherlich auch da.

Und in Helgoland würde es von der absoluten Mindesttemperatur durchaus funktionieren, auch Dauerfrost ist praktisch unbekannt. Negativ wirkt sich einfach der Salz und die sehr tiefen Sommertemperaturen aus.

Gewisse Ortschaften an der Südküste Englands sind sehr mild (8b und z.T. 9a) und da werden seit langem so viele Trachys in den Gärten kultiviert wie nirgends in Deutschland oder CH (nördlich der Alpen). Trotzdem sucht man vergebens nach Trachy-Populationen in den Wälder. Natürlich spriesst da und dort mal ein Pflänzchen, aber das wars dann auch schon.

Hallo Aramis, könnte möglich sein, dass das in Quinten oder auch in Bauen am Vierwaldstättersee eine Zeit lang funktionieren kann, aber längerfristig gebe ich ihnen auch da keine Chance, da ein Winter wie 62/63 auch dort zu Totalausfällen führen würde (und wenn nicht durch die absolute Tiefsttemperatur, dann durch eine lange Dauerfrostperiode). Auch wenn der See mildernd wirkt, würde der Boden ums Ufer trotzdem tief druchfrieren. Und der See gefriert ja nicht, weil es so mild und geschützt ist im Tal, sonder weil er so tief ist und entsprechend lange benötigt, um auszukühlen.

Aber wer weiss, ob es im Zuge des Klimawandels jemals wieder so kalt wird wie 62/63? Hoffen wirs nicht :)

Liebe Grüsse,
Vincent

Hey Vinc,

Da hast du wohl Recht

Allerdings wildern Trachys auf der Alpensüdseite auch erst seit Mitte letztem Jahrhundert aus... und Essigbäume auch noch nicht so lange auf der Alpennordseite, also klimatisch sind wir wohl wirklich im Wandel, da hat auch Winter 2012 absolut nichts geändert

LG Aramis

Hallo Aramis,

die Ausbreitung der Trachys im Tessin seit den 70/80er Jahren hängt wohl eher mit dem Ausbreitungsdruck (starke Zunahme von Siedlungsgebieten --> mehr Gärten mit vielen fertilen Palmen --> Unmengen an Samen) und der Regeneration der Kraut- und Strauchschicht zusammen (seit dem 2. Weltkriegt werden die Tessiner Wälder viel weniger stark genutzt als davor, so dass sich die Kraut- und Strauchschicht regenerieren konnte, in welcher nun auch die Trachys wachsen können). Das Tessiner Klima war auch schon lange vor Mitte des letzten Jahrhunderts ausreichend für die Ausbreitung von T. fortunei. Nichtsdestotrotz hast du natürlich recht, dass der Klimawandel die Ausbreitung der Trachys begünstigt! Habe das Thema übrigens in meiner Masterarbeit behandelt und auch einen Artikel dazu in der Zeitschrift der Internationalen Palmengesellschaft publiziert ( http://www.zora.uzh.ch/127489/ ).

Liebe Grüsse,
Vincent

Hallo in die Runde

Ist es denn nicht tatsächlich so ,das letztendlich wir menschen für jeglischer Verbreitung aller Pflanzen sorgen ?
Beispiel Eukalyptus ,endemisch nur in Australien ,nun überall in Gebieten mit mediterannen Klima verbreitet
Beispiel Agave,Opuntia Yucca ,die es eigentlich nur auf dem amerikanischen Kontinent gab und auf den Kanaren beispielsweise schon zu lästigem Unkraut verpöhnt wird
Kirschloorbeer ,der sich auch immer mehr in unseren Wäldern verbreitet wie die Pest ,um nur mal ein paar Beispiele zu nennen

Hallo René

Jein, wir Menschen sorgen einfach dafür, dass Pflanzen in sehr kurzer Zeit riesige Strecken zurücklegen und Hindernisse (Gebrigsketten/Ozeane/Wüsten) überwinden können. Über lange Zeiträume gesehen sind Ökosysteme aber dynamisch und unterliegen ständigem Wandel. Das Thema ist ziemlich komplex und man könnte damit Bücher füllen :).

Die von dir genannten Beispiele sind aber alle durch den Menschen verursacht.

Liebe Grüsse,
Vincent