Hallo zusammen,

gestern habe ich in einem Gartencenter eine Yucca mit Blütenansatz gesehen. Sie hat (derzeit?) noch keinen blattlosen Stamm, verfügt jedoch über eine sehr kräftigen "Schaft", der dicht mit Blättern besetzt ist.

Eine Frage an die Experten: Um welche Yucca könnte es sich handeln? Eine Y. gloriosa? Auf dem Schild stand nur "Yucca". Mir gefällt sie sehr gut, vor allem, wenn es sich um eine Gloriosa handeln sollte. So eine schöne Blüte spät im Jahr wäre genau das, was ich jetzt bräuchte.

Danke für Eure Mühen!

@Immergrün

Hallo Stefan,
Yucca gloriosa hat zwei Unterarten:
- Y. gloriosa
- Y. gloriosa var. recurvifolia (nach Kew: Yucca gloriosa var. tristis)
Recurvifolia blüht im Frühsommer, Gloriosa blüht im Herbst.

Sollte Deine Vermutung richtig sein, gehört die Yucca, die Du im Gartencenter gesehen hast, wohl zu Y. gloriosa.

Der Status der beiden Unterarten „gloriosa/recurvifolia“ ist bei KEW nach zu verfolgen:
https://powo.science.kew.org/taxon/urn:l...:names:668220-1
Wie im Forum das Tool „Suche“ verwenden.

Für mich wird das wohl immer Yucca recurvifolia bleiben…

Lieber Horst,

danke, dass du dich schon wieder als erster Nutzer gemeldet hast - noch dazu so schnell.

Die ganze Nomenklatur ist ja menschengemacht. Und selbst bei Genanalysen schauen Menschen auf das Ergebnis und sagen dann was. Erschwerend kommt ja hinzu, dass viele der Arten und Sorten seit Jahrhunderten in Kultur sind und sicher mittlerweile eher mehr oder weniger hybridisierte Gartenformen repräsentieren als reine Nominatformen aus dem Habitat. Zudem kommt bei großen Verbreitungsgebieten im Habitat noch die Vielfalt der natürlichen Erscheinungsformen von den einst der Natur entnommenen Exemplaren hinzu. Da die Natur das letzte Wort hat, immer, und das Verhältnis von Mensch, Standort und Pflege der Pflanze entscheidend ist, finde ich so Namensergänzungen wie "Grillplatz" oder "Kirschbaum" bei einigen Hybridenzüchtern viel passender als andere Bezeichnungen. Es ist eine Yucca, sie blüht und sie passt an einen geplanten Standort. Eigentlich reicht das doch...

ICH FINDE SIE SEHR SCHÖN! Egal wie sie jetzt genau heisst. Alle denkbaren Yuccas, die ich in Erwägung gezogen habe, haben in etwa die gleichen Kulturanforderungen. Ich tippe wg. der Blüte auf eine ganz banale Y. gloriosa. Jetzt gehe ich ein paar Tage in mich und ringe mit mir, ob ich sie mir leisten kann.

@Immergrün

Hallo Stefan,
absolut richtig!
Für mich ist es auf jeden Fall wichtig, „Licht im systematischen Durcheinander“ zu finden. Ja, die genetischen Untersuchungen sind wichtig und bringen so manche Überraschung mit sich und werfen die traditionellen Betrachtungen an verschiedenen Stellen im Pflanzenreich ordentlich durcheinander.

Für mein Hobby ist die korrekte Benennung wichtig, weil einige Händler ja schnell mit neuen Namen, Unterarten dabei sind, um noch ein paar Euros mehr zu generieren. Kew ist eine gute Adresse, um die vielen Namen zu überprüfen.

Im Zuge meiner Diplomarbeit habe ich eine Gattung der Aizoaceae revidiert und dabei eine Art gefunden, die sage und schreibe 16 X beschrieben wurde! 16 Namen für eine Art! Da gilt es aufmerksam zu sein. Jeder findet gern eine neue Art und beschreibt diese. Da werden schnell Varianten einer Art zu neuen Arten / Unterarten erhoben. Gut das Kew da einen Daumen drauf hat.

Danke, das klingt sehr spannrnd. Und nicht nur für die Wissenschaft ist das auch extrem wichtig!

Ich bin aber sehr pragmatisch: Mir gefallen Palmen und Yuccas und ich habe einen Garten mit einer begrenzten Anzahl geeigneter Plätze für schöne Pflanzen. Wenn ich aus berufenem Mund Auskünfte erhalte, denen ich vertrauen kann, bin ich zufrieden. Deswegen poste ich ja auch hier! Daneben gibt es Aussagen von Gartenfreunden, die eigene Erfahrungen gesammelt haben. So gibt es bei uns in der Kleingartenkolonie seit Jahrzehnten beeindruckende Yucca-Horste. Keiner kennt die genaue Art diseser "Gartenyuccas". Wir haben alle einen ähnlichen Boden (der aus dem Aushub eines nahegelegenen Kanals stammt und sich nicht, wie bei gewachsenen Böden, in Schichten, sondern eher in Flecken zeigt; trotzdem ist die Bandbreite der möglchen Erden eher übersichtlich; zudem ist der Aushub über mehr als hundert Jahren "unter Spaten") und die Yuccas wachsen extrem gut. Das gesamte lokale Klima und das Mikroklima der einzelnen Gärten scheint dem offenbar recht breiten Toleranzspektrum der Art zu genügen. Da diese Yucca sich stark ausbreitet, werden ihre Horste immer nach ein paar Jahren mit dem Spaten geteilt und die nicht benötigten Teile weggeworfen oder an interessierte Gartenfreunde und Besucher verschenkt. So bin ich vor ein paar Tagen auch zu einer Handvoll Yuccas gekommen. In einem solchen Fall frage ich nach den Pflegebedingungen und schaue mir den Standort genau an.

Ich vertraue also sowohl den wissenschaftlichen Experten als auch den Praktikern, die mit einer solchen Pflanze jahrelang Erfahrungen gesammelt haben - ohne dass sie wissen, was es taxonomisch genau für eine Sorte ist.

Bei meinem Klon denke ich an starke "Yucca flaccida"-Gene in der Pflanze. Natürlich ist es ein Klon aus dem "Flaccida/Filamentosa"-Komplex, aber die weichen und oft eher flach wirkenden Blätter verleiten mich zur These der Flaccida-Gene. Entscheidend ist für mich jedoch, dass sie mehr oder weniger überall in unseren Gärten wächst und offenbar sogar dem Apfelfall unter überreifen Bäumen problemlos erträgt, vielleicht sogar die Nährstoffe aus den verrottenden Äpfeln schätzt. Und, dass ich die Y. flaccida ziemlich toll finde.

Anbei ein Foto einer der Neuzugänge.

Ich sehe natürlich ein, dass Händler mit vermeintlichen Raritäten, die sich als phantasievoll umbenannter Durchschnitt erweisen, schrecklich sind! Meine Pflanzen beziehe ich von vertrauensvoll wirkenden Züchtern und aus dem Kreis der "Baumarktschönheiten" von der Palette, die ich oft vor Überwässerung rette. Sie zieren so klangvoll Sortenbezeichnungen wie "Yucca verzweigt" oder "Yucca sortiert" - und kein:e Mitarbeiter:in ist in der Lage (oder interessiert), mir zu sagen, was es für eine Art sein kann. Es sind aber ohnehin immer nur die Standardarten, die jeder kennt. Daher denke ich bei der obigen Yucca auch einfach an eine Gloriosa.



Wenn ich mit Gartenfreunden über diese Pflanze spreche, nenne ich sie übrigens auch einfach nur "Yucca Totholzhecke", damit sie wissen, welche Pflanze ich genau meine. Das ist auch nicht unbedingt ein glamouröser Name, aber er bezeichnet das Exemplar ziemlich treffend. :-)

Ich bin übrigens in mich gegangen (und auch in meinen Garten) un habe einen schönen Platz für eine Y. gloriosa gefunden! Über die Art habe ich noch viel nachgelesen und finde sie sehr interessant und optisch sehr attraktiv. Also die Bereitschaft und der Platz sind da...

Allerdings werde ich mir mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das Exemplar von meinem Foto kaufen. Obwohl dieser Gartencenter als Ort preiswerter Schnäppchen gilt, verlangt er für schöne Pflanzen zu viel Geld. Für die gleiche Summe kann ich bei einem anderen Händler ein weitaus schöneres Exemplar kaufen. Nun muss ich einfach sehen, ob ich eine solche Pflanze in diesem Jahr überhaupt noch kaufen möchte. Auspflanzen werde ich sie ohnehin wohl nicht mehr.

NACHTRAG: Ich habe mich für eine andere Y. gloriosa entschieden und muss nun noch ein paar Tage warten, ehe sie mir geliefert wird. Sie wird wohl dieses Jahr nicht blühen, aber das stört mich nicht. Ich werde ihr in einem großen Kübel optimales Substrat und viel Platz zur Verfügung stellen und ziehe diesen dann bei Dauerregen im Spätwinter in den Regenschatten. Es ist bei mir ja nicht länger der Frost, sondern der Regen, der den meisten Schaden anrichten kann.

Guten Abend,
als Laie ist es mir etwas peinlich, die Frage zu stellen, aber ich tue es trotzdem, denn ich denke, dass mir jemand bestimmt endlich einmal sicher sagen kann, was für eine Allerweltsyucca ich im Garten habe…
Weiß nicht mehr, ob es ein Steckling aus dem Tessin war oder von einem Strand bei Pisa.
Dankeschön
Tom

@Tom Bi

Hallo Tom,
wann blüht das Teil?
Mit Y. gloriosa liegst Du, denke ich, richtig.
Es existieren ja zwei Unterarten: dann wäre die Blütezeit entscheidend, sie einer der Unterarten zuzuordnen.

Schau mal hier:

Yucca gloriosa?

Danke Horst,
alles klar. Hab endlich Zeit gefunden, mal deinem Hinweis zu folgen und ich vermute mal die Y g. recurvifolia. Herkunft: ist ein abgeschnittenes Teil auf einem Komposthaufen im Tessin.......
(Blüht regelmässig im Frühsommer)
Schön dass ich endlich mal weiß, was das ist. Sehr unkompliziert das Ding.
LG Tom

Der Strand in Pisa ist übersät von Recurvifolia. Man kann sie leicht an den Blättern auseinanderhalten: Gloriosa hat kurze, raue, stumpfe Blätter, Recurvifolia längere und glattere. Zudem stehen die Ende der Blätter bei der Gloriosa eher nach oben, die Blätter der Recurvifolia hängen herab.