Hallo Exotenfreunde,
auf warmen Trockenhängen und an den Mauern des westlichen Kaiserstuhls treten verscheidene Opuntienarten auf.

In diesem Beitrag zeige ich euch die farbenfohen Immigranten.







Opuntienblüte







Seit über 100 Jahren soll es hier verwilderte Opuntien geben.
Von der südlichsten bis zur nördlichsten (mir bekannten) Kolonie sind es 8km Luftlinie.
Auch dazwischen verwildert die Opuntie bevorzugt an Südwesthängen.

Am Winklerberg, dem südwestlichsten Punkt des Kaiserstuhls gibt es einen ausgeschilderten, sehr steilen und schmalen Pfad,
der an einigen Opuntien vorbeiführt.

Hier wächst die bekannteste Opuntienart des Kaiserstuhls: Opuntia phaeacantha cv. "Kaiserstuhl"
Sie zeichnet sich durch rosarote Blüten aus. Im Gegensatz zu den gelb-orangefarbenen Blüten der Ursprungsform.








Sie bildet die größten Gruppen, die sich über viele Quadratmeter erstrecken können.










An anderen Stellen wächst sie als hängender Busch ...







... der eine beeindruckende Größe erreichen kann.

(Bild aus dem Frühling)






Blick über den Kaiserstuhl








Neben einer großen Phaeacantha-Gruppe entdecke ich eine andere Art.
Sie hat cremefarbene Blüten und ein kompakteren Wuchs mit etwas kleineren Ohren.

Es ist eine neu entdeckte Opuntienart. Vielleicht hat jemand von Euch eine Idee, welche Art hier im Hang wächst.








Ich habe noch eine zweite Opuntienart entdeckt, die bisher nicht bekannt war.
Sie hat winzige Ohren und gelbe Blüten, die sich kurz vor dem Verblühen orange-rot verfärben. Ich vermute, dass es sich hierbei um Opuntia fragilis handelt.

(Die Opuntien wachsen in einem steilen Hang und werden von Vegetation verdeckt, weshalb das Bild stark gezoomt werden musste)







In einer Gruppe aus rosarot blühenden Phaeacanthas hat eine Pflanze scheinbar spontan ihre Blühfarbe geändert
und blüht im Phaeacantha-typischen gelb-orange.








Neben Opuntia phaeacantha ist Opuntia humifusa die häufigste Opuntienart. Sie ist nur schwach bedornt und wächst eher liegend und ausgestreckt.
Die Blüten von Opuntia humifusa sind zitronengelb.







Hier wächst sie in Gesellschaft mit dem Edel-Gamander - Teucrium chamaedrys







Der Edel-Gamander ist ein immergrüner Halbstrauch, der am Kaiserstuhl weit verbreitet ist.







Blick nach Nordwesten







Opuntia humifusa unterhalb eines Aussichtspunkts










Blick vom Aussichtspunkt









Am nördlichsten mir bekannten Opuntienstandort hat Opuntia phaeacantha ausschließlich gelbe Blüten.








Ich hatte erwartet, dass sie auf 320m ein wenig später blüht, sodass ich die Blütezeit bei meinem zweiten Besuch knapp verpasst habe.








Eine der auffälligsten Blumen am Kaiserstuhl ist die große Mauretanische Malve - Malva mauritania. Sie blüht bis in den Dezember hinein. Hier wächst sie auf einem unbewirtschafteten Hang.








Eine Opuntia phaeacantha wächst an einer Stützmauer









Vielleicht sind euch auf manchen Bildern "kletternde" Schnecken aufgefallen.

Am Kaiserstuhl gibt es eine ganze Reihe von Schneckenarten, die an Hitze und Trockenheit angepasst sind.
Da der Erdboden im Sommer sehr heiß wird, klettern sie auf Vegetation und verschließen ihre Schneckenhäuser.

So überstehen sie die Sommermonate und können sich im Herbst und Frühling fortpflanzen.

Heideschnecke (links) und Kaiserstuhlschnecke (rechts).
Am Kaiserstuhl sind sie extrem häufig, während man sie in Freiburg überhaupt nicht findet.








Dieser kaltblütige Bewohner des Kaiserstuhls ist ein wenig schneller und scheuer als die Schnecken. Auf ihn werde ich in einem der nächsten Beiräge genauer eingehen.



Sommerliche Grüße
Erik

Vielen Dank für die Bilder was eine tolle Gegend, da muss ich unbedingt mal hin.

Tolle Bilder, beeindruckende Natur!

VG
Axel

Sehr interessant dein Beitrag. Großen Dank dafür.

Wie kamen einst die verschiedenen Opuntien dort an, ist das bekannt?

Grüße Stefan

Mich interessiert zu dem ganzen vor allem, wie die Opuntien auf dem Standort grundsätzlich zu bewerten sind.

Was wuchs vor den Opuntien dort? Schön wäre natürlich, wenn sie dort ohne Verdrängung eine Nische ausfüllten, die vorher unbesetzt war, aber das wäre wohl zu schön.

Wieso wachsen dort keine Bäume, Sträucher, Brennessel, Goldrute, Gras, was die 30-50cm schafft, um den lichthungrigen Opuntien Konkurrenz zu bieten? Wird der Standort "durchforstet" oder ist er derart gestört, dass dort so schnell erstmal nix mehr wächst? Oder ist es Zufall, weil schlicht noch kein Samen von derartigen Pflanzen dort halt gefunden hat?

Sorry für die ganzen Fragen, hier wäre eine Opuntie schon nach 2 Monaten von allerlei Sachen überwuchert, aber hier im Flachland gibt es auch selten so schlecht entwickelten Boden und gar blanken Fels wie da am Kaiserstuhl, daher würds mich interessieren.

Übrigens, ebenso danke von mir für den interessanten Bericht, der Edel Gammander gefällt besonders, wird vielen Insekten wohl eine Nahrungsgrundlage geben.

Vielen Dank Erik!
Großes Lob für diesen außergewöhnlich interessanten Beitrag, weiter so.

Guten Morgen,

@Kaeilboutz Wie kamen einst die verschiedenen Opuntien dort an, ist das bekannt?

Am Winklerberg, dem südwestlichsten Punkt des Kaiserstuhls hatte der Arzt Ernst Georg Lydtin amfang des 19. Jahrhunderts Rebsorten aus Süditalien importiert und angepflanzt.
Gut möglich, dass er dabei auch auf Opuntien stieß und diese an den Kaiserstuhl mitbrachte. Es gibt dort einen Gegenkstein, neben dem ebenfalls Opuntien wachsen.

Wie sich die Opuntien jedoch bis zu 8km entfernt ansiedeln konnten, ist mir nicht bekannt.
Möglicherweise gibt oder gab es einen oder mehrere Exotenfreunde, die Opuntien an passend erscheinenden Stellen gepflanzt haben, wo sie dann in der Umgebung verwilderten.

@Bisaflor Was wuchs vor den Opuntien dort?

An den steilsten Felshängen dürften die Opuntien tatsächlich eine ökologische Niesche gefunden haben. Neben Mauerpfeffer und Schwertlilie wächst da nichts und diese auch nur sehr spärlich.

An weniger steilen Stellen des Trockenrasens oder Halbtrockenrasens wächst sie in Gesellschaft von wärme und trockenheitsliebenden Pflanzen wie zb:
Feld-Beifuß, Gold-Aster, Färber-Ginster, Blaugrünem Labkraut, Mauerpfeffer, Blutrotem Storchenschnabel,
Oregano, Traubiger Graslilie, Färberwaid, Gewöhnlichem Natternkopf, Steppenwolfsmilch, Karthäusernelke, Wohlriechende Skabiose
oder dem ebenfalls verwilderten Echte Hauswurz (um nur ein paar Pflanzen zu nennen : )

Die Opuntien halten sich aber (noch) im Zaum und scheinen sich recht harmonisch in die bestehende Flora einzugliegern ohne alles zu überwuchern. Man kann lange Wanderungen durch den Kaiserstuhl unternehmen ohne eine einzige Opuntie zu sehen. Da ist es dann um so schöner, wenn man einen neuen Standort entdeckt. Sie tritt nur hier und dort auf und ist sie keinesfalls häufig.

Wieso wachsen dort keine Bäume...um den lichthungrigen Opuntien Konkurrenz zu bieten?

Der Kaiserstuhl ist trocken, heiß und recht sonnig. Daher findet die natürliche Sukzession nur sehr langsam statt und die potenzielle natürliche Vegetation an den Südwesthängen des westlichen Kaiserstuhls ist ein lichter Flaumeichenwald mit einigen steilen Hängen, die dauerhaft Trockengebüsch oder Trockenrasen bleiben könnten. Die Opuntien wachsen oft am Rande der Weinterassen, die durch steile Hänge begrenzt werden. Diese Hänge sind die meiste Zeit des Jahres braun und vertrocknet mit einigen submediterranen oder wärmeliebenden Büschen, die diese Standorte ertragen können. Der Lössboden oder Fels bleibt an vielen Stellen zwischen lückenhafter Vegetation sichtbar und ist übersäht mit Schneckenhäusern der im Beitrag angesprochenen Spezialisten.

Viele Grüße
Erik

Die Vögel werden eventuell auch ihren Beitrag leisten zur Verbreitung der Opuntien...
Interessant dass die Opuntien mit den Schnecken umgehen können, die werden ja ganz gerne gegessen...
Im Wallis gibts ja auch recht viele verwilderte Opuntien, aber invasiv scheinen sie nicht zu sein...

Moin Tatzenkatz,

Schön zu hören, dass die Opuntien dort eher in einer unbesetzten Nische, denn invasiv unterwegs sind, dann wohl auch eher als Bereicherung der Artenvielfalt dort, statt als Begrenzer zu verstehen. Auch wenn einige Teppiche wirklich sehr groß wirken.

Danke @Tatzenkatz für die vielen tollen Bilder und den ausführlichen und spannenden Bericht!
Ich hatte nicht gewusst, dass die Opuntien schon so lange am Kaiserstuhl zu finden sind.
Ich denke auch, dass es wahrscheinlich ist, dass die Verbreitung der Opuntien ein Zusammenspiel aus Anpflanzungen von Exotenfreunden und dann wiederum Versamung ist.
Hier wahrscheinlich eine Anpflanzung:



Viele Grüße und großes Lob,
Urs

Ist das eigentlich legal, eine gebietsfremde Art derart einzuschleppen? Was sagt (falls vorhanden) Die Naturschutzbehörde zu derartigen "Ereignissen"?
Auch wenn sie nicht wirklich invasiv ist, trägt sie zur Florenverfälschung bei und wenn ich das richtig sehe, ist das dort kein Hausgarten, sondern ein (recht karger) Acker mit Weinreben (?), daher ist das dort vielleicht wirklich gesetzlich eine interessante Situation. Allerdings müsste man die Einschleppung nachweisen, aber ich kenne mich da rechtlich nicht so sehr aus.

Legal ist das nicht, aber spontan stellt sich mir die Frage: Ist Vitis vinifera dort heimisch?

Nein, wohl von Römern eingeführt, aber die wächst dort ja auch nicht wild, sondern wird nur der Produkte wegen angebaut, auf einer landwirtschaftlichen Fläche. Dies ist rein rechtlich legal. Die Opuntie wird aber nicht derart kultiviert, daher würde mich die rechtliche Sicht interessieren. Erinnert mich fast ein wenig wie den Bambus, den jemand mal im Wald eingepflanzt hat, da hatte ich auch nicht schlecht gestaunt, mal schauen, wie lange der noch wüten darf. Ich finde derartige Einschleppungen immer schlecht, weil nicht abzusehen ist, welche ökologischen Konsequenzen sich daraus ergeben (Beispiel Japan Knöterich).

Hallo,
@Urs vielen Dank für die netten Worte. Das Bild zeigt die Opuntien am Brunnen nördlich von Ihringen oder?

Zu Opuntien und Weinreben:

Die Wirtschaft am Kaiserstuhl hängt neben dem Weinbau auch stark vom Tourismus ab.
Daher wird das Klima und die ungewöhnliche Flora und Fauna gerne zu Marketingzwecken eingesetzt.
Und da kommt die Opuntie ins Spiel, die auch für Touristen ohne Pflanzenkentnisse ganz klar als "Art des Südens" identifiziert wird.
Sie ist für Besucher also eine sichtbare Manifestation des "angepriesenen" Klimas und manche werden Zuhause begeistert erzählen,
dass es dort sogar Kakteen gibt (oder Beiträge in Exotenforen schreiben : )

Der Naturschutzbehörde ist das sicherlich bewusst und zudem betrachtet sie die Opuntien nicht als invasiv, sodass sie wenig Handlungsbedarf sieht.
Wenn die Opuntien Winzern zu sehr auf die Pelle rücken, werden sie hin und wieder zerstört. Bisher habe ich das aber nur am Winklerberg gesehen.

Die Weinrebe war hier tatsächlich schon lange vor den Römern heimisch, und wächst am Rande ihres nördlichen Verbreitungsbebietes.
Sie ist aber eine Pflanze des Auwalds und dieser wurde in den letzten Jahrhunderten stark dezimiert, sodass sie leider heute sehr selten geworden ist.
Durch den Weinbau verwildert die Kulturform nun außerhalb des Auwalds und bedeckt manchmal sogar die submediterranen Hänge,
wo sie sich zwar nicht lange halten kann, aber lange genug um die wärmeliebenden Pflanzen zu verdrängen.
Findet sie Gehölze oder kleine Bäume, kann sie so groß werden, dass sie sogar diese "Rankhilfen" abtötet.
Sie dürfte für die natürliche Vegetation also ein deutlich größeres Problem darstellen als die Opuntie.

Ich weiß nicht, wer für die Gesetzgebung verantwortlich ist (Bund, Land,...), aber bei uns ist es sogar verboten heimische Arten außerhalb von Ortschaften zu verbringen.

Wenn die Winzer dort auf ihrem Land aber nun Opuntien „anbauen“ wollen, müsste das doch erlaubt sein? -Dass da nicht jeder seine Pflanzen ausbringen darf, sollte ja ganz logisch sein- Außer da greift dieses, mMn. von Lobbyismus an der Grenze des Machbaren zeugende, Saatgutverkehrsgesetz, das auch für sämtliche andere Formen der Vermehrung gilt.

Theoretisch dürfte ich demnach keine aus eigenen Tomatenfrüchten gezogenen Pflanzen oder Früchte verkaufen. Verschenken oder Tausch scheint ja legal zu sein.

Aber irgendwie muss man Bayer ja ermöglichen, mit Monsanto Geld zu verdienen.