Liebes Forum ,

lange nahm ich an, dass von allen stammbildenden Palmen die Trachycarpus Fortunei (auch die Waggy) die mit Abstand frosthärteste wäre. Da kommt dann keine Washi, Jub, Butia, Brahea oder Sabal dran. Das es ohne Stamm bzw. kriechendem/kurzen Stamm natürlich noch härtere Kandidaten gibt ist mir bewusst (Sabal Minior, Nadelpalme..). Durch Zufall bin ich dann vor kurzem über die Sabal Brazoria gestolpert. Diese sehr seltene natürliche Hybride aus Sabal Minor und Sabal Palmetto hat aufgrund ihrer beiden recht frostharten Elternteile (natürlich insbesondere der Sabal Minor) ebenfalls eine hohe Frosthärte und bildet im Gegensatz zur Sabal Minor einen hohen Stamm. Besonders spannend finde ich ihre hohe Frosthärte. Der Palmenexperte Tobias W. Spanner gibt die Frosthärte der Brazoria mit bis zu -18 Grad an, während er die Fortunei bei maximal -17 Grad sieht. (https://www.palmeperpaket.de/cgi-local/s...h&1=SabBra&11=0)
Laut Lorek, M. 2018: Sabal ×brazoriensis (http://www.tropengarten.de/Pflanzen/sabalxtex.html) soll sie zum Beispiel -17 Grad mit leichten bis mittleren Blattschäden überstehen können. Bei diesen Temperaturen kämpft eine Trachy nach meinem Wissensstand bereits mit dem Tod. In amerikanischen Foren (z.B. Palmtalk) gibt es Erfahrungsberichte die ähnliche Werte zu belegen scheinen. Da wird deswegen zum Beispiel auch empfohlen, die Brazoria ab 5 Fahrenheit (-15 Grad) zu schützen während die Trachy schon ab 8 Fahrenheit (etwa -13 Grad) Schutz erhalten sollte um Schäden zu vermeiden. Was meint ihr dazu? Was ist eurer Meinung nach die frosthärtere stammbildende Palme? Trachy, Brazoria oder doch eine ganz andere? Da ich mit der Brazoria noch keine Erfahrung habe kann ich ihre Frosthärte schlecht einschätzen. Hat jemand sowohl eine Fortunei und eine Brazoria und kann daher eine Aussage zur Frosthärte treffen? Ich bin schon sehr gespannt auf eure Antworten.

Ich finde sie ist eine wirklich spannende Palme die leider bisher viel zu wenig Aufmerksamkeit bei uns bekommt. Was sicherlich auch daran liegen dürfte, dass es sehr schwierig ist hier eine echte Brazoria zu bekommen.

LG Arn

Darüber habe ich vor einiger Zeit mal was bei @Vinc gelesen, hab's wieder rausgekramt: Hier geht's lang. Vielleicht bekommen wir ja ein exklusives Update?

Ja die Webseite von ihm finde ich auch echt super! Die Meinung von @Vinc zu diesem Thema würde mich auch sehr interessieren.

Sabals finde ich auch recht spannend, leider gibt es auch von der Riverside keine Jungpflanzen oder größeres. Nach diesem Winter könnte man schon echt einiges an Erfahrungen gesammelt haben bei ausgepflanzten Exemplaren.

Soweit mir bekannt ist sind Sabals für Deutschland eher ungeeignet weil die Wärmesumme im Sommer nicht reicht und sie sich eher rückwärts entwickeln.

Mir ist natürlich bewusst, dass die Brazoria im Vergleich zur Trachy den gravierenden Nachteil hat, dass sie wie alle Sabals eine hohe Wärmesumme im Sommer für ordentliches Wachstum benötigt. Daher dürfte sie nur für die Sommerwärmsten Regionen in Deutschland bzw. dem deutsprachigen Raum eine Option sein. Dann allerdings dürfte sie eine spannende und vermutlich sehr frostharte Alternative zur Trachy sein. Man könnte natürlich in nicht so sommerwarmen Regionen bei der Wärme auch etwas nachhelfen, indem man zum Beispiel den Wurzelbereich im Frühling und Herbst zusätzlich beheizt.

Die Sabal Palmetto müsste auch noch auf die Liste... Immerhin steht in Paris auch eine Grosse...

Also ich würde einige Sabals durchaus härter einstufen als eine Trachycarpus fortunei. Wie schon beschrieben Brazoria Palmetto, Sabal Riverside, Birmingham (wobei hier die Partner nicht eindeutig sind man vermutet bermudana x minor), Blackburnia, Louisiana (wobei der Stamm bei dieser immer klein bleibt). Das Problem ist, dass außer die Riverside alle sogar in geeigneten Klimazonen langsam wachsen. Ich werde eine meiner Riversides diese Saison in die Freiheit entlassen denke ich. Brazoria hat den Winter quasi schadlos überstanden aber ich hatte knapp 50cm Schnee was bei einer 40cm hohen Palme dazu führt das sie halt vom Schnee geschützt ist (hatte -21,5°C). Meine größere Louisiana hatte einen beheizten Schutz, ist schadlos geblieben. Aber bei mir werden einige weitere sabals einziehen bzw. sind zT. schon eingezogen. Palmetto habe ich schon vor einiger Zeit 2 größere verloren. Die sind durchaus zu betrachten, allerdings ist das Wachstum für die vorhandene Frosthärte bei uns zu bescheiden für meinen Geschmack. Bei Wind und Wetter nur 1,5 Wedel im Jahr ist einfach zu wenig um nach etwas auszusehen. Die Palmetto in Paris ist durchaus beachtlich. Aber auch dort ist das eine Ausnahmepalme an einem gut geeigneten Standort. Dazu kommt, dass Paris schon nochmal einen guten Schluck an Sommertagen mehr hat wie die wärmsten Gebiete Deutschlands. Ebenso hat Paris deutlich mildere Winter.

Es gibt übrigens gerade einen Anbieter der Riverside's verkauft, allerdings nicht nach Deutschland. Er hat es mir auf Ebay mit Brexit begründet ;) Aktuell habe ich einige in der Anzucht, allerdings weiß ich noch nicht ob/wann da was kommt.

Vielen Dank für den tollen Erfahrungsbericht @Pingsten ! Sind die Palmettos bei dir dann wegen den Wintertemperaturen eingegangen? Von den genannten Sabals dürften vermutlich Brazoria, Birmigham und Louisiana die frosthärtesten sein? Laut amerikanischen Foren sollen die drei etwa die gleiche Frosthärte haben. Birmigham hat sicherlich den Nachteil das sie am schwersten zu bekommen ist und das sie von den drei die langsamste ist. Die Louisiana bildet wie schon gesagt nur einen kleinen Stamm. Von den drei würde ich persönlich daher die Brazoria bevorzugen.

Es war eine Kombination aus beidem denke ich. Die Palmen gingen schon gut rückwärts gewachsen in den 2ten Winter. Dadurch hatten sie recht wenig Substanz. Dann kam es im Frühjahr noch zu ein paar stärkeren Spätfrösten mit -6,5°C. Dann sind die angefangen zu wachsen und dann im Sommer, die eine Mitte Juni und die andere Ende Juli drauf gegangen. Speer eingetrocknet und dann ging es schnell. Der Winter war mit tmin von -10°C nicht hart und sie wurden beide im beheizten Schutz überwintert. Palmetto würde ich mir persönlich nicht mehr kaufen. Beide waren voll durchwurzelte 100 Liter Kübel bei der Pflanzung.

@JürgenHN-WÜ könnte hier sicher auch noch etwas erzählen.

Bei meinen Sabal minors hat sich ein trockener Stand im Winter bewährt. Das könnte bei den grösseren ähnlich sein.
LG Flo

Sabal Brazoriensis gibt es bei coldpalm, Interesse hätte ich-aber für eine Pflanze rentiert es sich nicht. Falls sich hier aber eine Sammelbestellung ergeben sollte wäre ich dabei.

LG Andreas

@Aminos
Tatsächlich habe ich vor wenigen Tagen bei Coldpalm drei Brazorias gekauft die dieses Wochenende angekommen sind. Hatte davor immer wieder das Internet abgesucht und nichts gefunden. Kann gerne nachher mal ein Foto von den Palmen machen. Die Lieferung von Coldpalm fand ich allerdings nicht so gut. Die Erde flog im ganzen Karton rum.

Im Botanischen Garten Hamburg (Klein Flottbek) gibt es eine mittelgroße Sabal palmetto, welche mit einem Zelt geschützt wurde. Sie verlor jedoch alle Wedel, trieb im 2020aber wieder kräftig aus. Ob sie den vergangenen Winter packte, kann ich nicht sagen. Jemand aus HH dabei?


Viele Grüße,

Lars