Hallo zusammen,

es heißt immer Honigpalmen wären besonders langsamwüchsig. Aber anscheinend gibt es davon Ausnahmen. Und zwar deutliche Ausnahmen. Denn eine von meinen aus Samen gezogen Honigpalmen ist nicht nur viel schneller als seine Geschwister sondern auch hat auch viele deutlich ältere Palmen anderer Arten im Wachstum übertroffen. Nennen wir diese verwunderliche Honigpalme einfach mal X. X ist bezüglich der Höhe auch schneller als zum Teil deutlich ältere Chamaerops, Trachys, Sabals, Butias und sogar Kanarische Dattelpalme. Nur die Washingtonias die nach 2 Jahren bei mir kleine Kübel Größe haben sind nochmal deutlich schneller im Wachstum.


Aber fangen wir mal von vorne an. X ist zusammen mit einem gleichaltrigen Geschwister und zwei Butias Eriospatha (eine davon ist ist leider eingegangen) an Anfang Juli 2022 gekeimt. Hier im Bild sind sie zusehen. X ist dabei die größere Nuss.


X erhält die gleich Pflege, Substrat und Standort (sonniger Balkon). Alle meine selbstgezogenen Palmen werden ganzjährig draußen kultiviert und nur während tiefem bzw. Dauerfrost rein geholt. Auch X hat auf jeden Fall leichten Frost überstanden. Nur der Topf von X ist etwas kleiner als von den anderen da mir die Töpfe ausgingen. Trotzdem fiel mir X von Anfang an durch eine im Vergleich zum gleichaltrigen Geschwister deutliche höhere Wuchsgeschwindigkeit auf. Aber erst Mitte April als ich mir meine Palmen nochmal genauer angesehen habe, merkte ich, dass etwas mit X nicht stimmte. Daher machte ich Vergleichsbilder mit der gleichaltrigen Honigpalme, der gleichaltrigen Butia und einer weiteren Honigpalme die bereits im Januar 2021 gekeimt ist. Zusätzlich der Vergleich mit einer dreijährigen Trachy. Bezüglich der Wuchshöhe haben alle keine Chance gegen X. Seht selbst. Bilder sind von Mitte April:

Gesamtübersicht:


Butia 10 Monate alt mit 31 cm Höhe:


17cm bei 10 Monate alter Jub:


3 Jährige Trachy mit 27 cm. Allerdings schon mit richtigen Fächern:


Jub mit fast 2 1/2 Jahre mit knapp 29 cm (Eine weitere gleichaltrige Jub ist noch kleiner.):




X mit sage und schreibe ganzen 53 cm:



Man bedenke dabei das X erst 10 Monate alt ist. Trotz der enormen Größe von X wird diese immer noch aus dem Samen mit Nährstoffen versorgt:



Die Frage die ich mir nun stelle ist warum X so schnell ist. X gehört mit diesem Wachstum definitiv zu den schnellsten Palmen die ich kultiviere. Dabei ist X, wie unschwer an der Nuss erkennbar zweifelsfrei eine Honigpalme. Gibt es vielleicht große Schwankungen bei der Wuchs Geschwindigkeit? Vielleicht eine besondere Herkunft? Andererseits stammen alle Samen aus dem gleichen Päckchen aus dem Internet und alle Geschwister sind deutlich langsamwüchsiger. Denn auch nach X sind mir noch weitere gekeimt die diese hohe Geschwindigkeit nicht zeigen. Ich habe auch mal im Internet recherchiert und in verschiedenen Foren Bilder von kleinen Honigpalmen mit Altersangabe gefunden. Diese bestätigen die langsame Wuchsgeschwindigkeit der Honigpalmen und stehen im kompletten Kontrast zu X.

Welche Erklärungen habt ihr noch für dieses Phänomen? Könnte es vielleicht eine Hybride sein? Allerdings ist ja selbst die Butia deutlich langsamer. Ich bin auf eure Meinungen gespant.

LG Arn

Warum sie so rasant wächst, kann ich Dir nicht sagen, aber ich bin auf die weitere Entwicklung gespannt.

MarcTHR hatte mir Vergleichbares zu sehr unterschiedlichen Wachstumsgeschwindigkeiten bei Syagrus und Archontophoenix in seinem Algarvegarten beschrieben. Obgleich die Exemplare aus je einer Saatencharge stammen, oder selbst geerntet waren von der selben Mutterpflanze, nebeneinander an vergleichbaren Standorten wachsen, waren manche 3 mal so groß bzw. hoch, wie deren "Geschwister".

Hallo Arn,

in der Größe gibt es häufig Ausreißer die schneller oder höher wachsen. Das können unterschiedliche Reserven im Samenkorn, etwas abweichende Bedingungen im Topf zB durch Symbiosepilze oder auch genetische Ursachen haben.
Für späteres besseres Wachstum ist vor allem die Anzahl der gewachsenen Blätter und weniger die Länge der Sämlingsblätter von Bedeutung.
Ich würde Exemplare mit harten kräftigen Blättern, die auch in der Anzahl vom Durchschnitt abweichen, bevorzugen.
Die Töpfe sind für maximales Wachstum schon zu klein, vor allem nicht tief genug.

Gruß, Jörg

Das ist spannend Jörg,

ich habe drei Sämlinge, bei denen einer vor zwei Jahren einen Frostschaden mit Speerverlust bei selbem Standort erlitt. In Folge ist der weit zurück. Ich folgere aus "bevorzugen", dass du solche Exemplare entsprechend ausselektieren würdest?

Gruß

@Jörg K Deine Ausführungen finde ich auch wirklich sehr spannend Jörg! An einen besonders guten Symbiose Pilz habe ich noch gar nicht gedacht. Beim Samenkorn wird jedoch auch die gleichaltrige Jub die nur ein Drittel der Wuchsgeschwindigkeit hat noch versorgt. Allerdings ist das Samenkorn von X ja auch größer. Vielleicht resultiert das ja auch in einen höheren Durchsatz an Nährstoffen für den Sämling

Das mit der Anzahl der Blätter finde ich sehr interessant! Warum würdest du diese Exemplare bevorzugen? Indiz für eine höhere Vitalität bzw. höhere Frosthärte? Ich habe zum Beispiel zwei gleichaltrige Sabal Palmettos. Die eine macht doppelt so schnell Blätter wie die andere, allerdings werden die Blätter nur halb so groß. Im Endeffekt haben daher beide etwa gleich viel Blattmasse und mir fällt es schwer einen Favoriten zu sehen. Deswegen wäre es sehr hilfreich wenn die Anzahl der Blätter da ein guter Indikator ist. Und inwiefern ist die Härte der Blätter denn aussagekräftig?
Und ja ich weiß das ich dringend die Pälmchen mal größer topfen müsste

@georg63 Das mit den so großen Unterschieden würde sich ja dann mit meinen Erfahrungen decken

@Trachy Ich werde auf jeden Fall in diesem Thema weiterhin die Entwicklung dokumentieren. Ich bin gespannt ob sie das rasante Tempo weiterhin beibehalten kann, wenn der Samen aufgebraucht ist und ob sie vielleicht auch in andere Hinsicht sich von den anderen Jubs unterscheidet. Gegen eine Jub mit hoher Wuchsgeschwindigkeit hätte ich als späteres Gartenprojekt nichts einzuwenden

LG Arn

@ Kleiner Skink,

ja bei der Widerstandsfähigkeit gibt es Unterschiede. Exemplare die auffällig häufiger Winterschäden davontragen als vergleichbare andere Exemplare würde ich nicht im Freiland weiterkultivieren.
Allerdings kann ein Speerschaden auch mal temporäre Ursachen haben wie etwa frühes Wachstum bei zu kalten Bodentemperaturen. Mikroklimatische eventuelle Unterschiede sind ebenfalls zu berücksichtigen.

@ Arn,
Sämlinge sind noch zu sensibel um sie abschließend bewerten zu können. Es reicht schon dass sich die Primärwurzel zufällig in einer Ecke des Topfes verirrt oder durch ein Abzugsloch heraustritt und dadurch beeinträchtigt wird, und schon wird das überirdische Wachstum beeinflusst.
Nach meinen Beobachtungen behalten Exemplare ihre Eigenschaften als Jungpflanzen mit höherer Wahrscheinlichkeit auch im späteren Alter bei. Allerdings heißt besseres Wachstum nicht unbedingt bessere Winterhärte. Gutes Wachstum heißt aber auch gute Vitalität und damit bessere Widerstansfähigkeit.

Gruß, Jörg