Hallo,
wenn Bonsai auch nur ein „Neben-Kriegsschauplatz“ sind, ist dieser Teil meines Hobbys auch wichtig für mich. Das sich hier im Forum dafür auch ein Plätzchen dafür findet, ist sehr schön

Da Urlaub und viele andere Freizeitaktivitäten zurzeit ja auf der Strecke bleiben, habe ich heute kurzentschlossen die Bonsai-Schule in Enger bei Herford besucht

https://bonsaischule.de/

Ein paar Eindrücke will ich mit Euch teilen.













































Die Bonsai-Schule zeigt unter Glas tropische und subtropische Bonsai. Im Außengelände können die Besucher zwischen zahlreichen Jungpflanzen, Pre-Bonsai und Freiland-Bonsai auswählen. Mein Budget gab heute vier schöne Kandidaten her:



Hinten stehen Zerreiche (Quercus cerris, rechts), Schlehe (Prunus spinosa, eine Alternative für ihre japanische Schwester Prunus mume) und vorn Dreispitzahorn (Acer burgerianum, rechts) und Fingerstrauch (Potentilla).

PS: hatte natürlich gefragt wegen der Fotos und ob es möglich wäre sie hier einzustellen. Kein Problem! Danke an das Team der Bonsai-Schule!

Hallo,
der erste Bonsai für dieses Jahr wurde heute getopft

Die Ulme habe ich vergangenes Jahr aus der Missachtung eines Discounters für einen geringen Preis befreit. Sommer und Herbst hat er im Garten vollsonnig verbracht und wurde nur leicht beschnitten.

Die Krone habe ich jetzt um 3/4 reduziert, insbesondere im „Kronenbereich“ habe ich vieles entfernt. Größere Schnittstellen habe ich mit einem japanischen Wundverschlussmittel behandelt (erinnert mich immer an Knetmasse). Eine schlecht verheilte Schnittstelle am Stamm habe ich mit einer kleinen Fräse behandelt, den Totholz-Stumpf aus der Wunde entfernt, das Kambium rundum noch einmal frisch angeschnitten und mit einem Wundverschlussmittel verschlossen, damit die Schnittstelle sich vollständig schließen kann. Die alte Erde (Blumenerde) habe ich aus dem Wurzelballen komplett entfernt, die Wurzeln selektiert und eingekürzt. Er steht jetzt in einer Kunststoff-Anzuchtschale gerade frostfrei im Winterschutz.



Das Bäumchen ist anspruchsvoll, weil derzeit die stärksten Äste im Kronenbereich zu finden sind. Diese kleinen Ulmen treiben nach einem starken Rückschnitt reichlich aus. Da finden sich sicher Triebe, die den Baum mehr ins Gleichgewicht bringen werden.

Hallo,
mittlerweile sind viele meiner Bonsai geschnitten, einige auch getopft

Ich beginne immer mit den „Indoor“ Bonsai (Ficus microcarpa und Ligustrum chinensis), dann die „Outdoor“ Bonsai. Ich schneide zuerst und topfe in einem zweiten Schritt.

Heute habe ich Stunden damit zugebracht einen arg aus der Form geratenen Chinesischen Wacholder (Juniperus chinensis) um gut 10 cm einzukürzen und ihn auch in der Breite um mehr als 20 cm zurückzuschneiden. Ich hatte mich eine ganze Zeit hiervor gedrückt, weil er auch ausgelichtet werden musste.... und dass viel Zeit erfordert



Die Aktion hat fast drei Stunden benötigt, weil ich auch noch den Stamm gereinigt und die allermeisten Schnittstellen versorgt habe. Morgen schaue ich nach einer passenden Keramik-Schale und er wird nach einem Wurzelschnitt auch noch getopft.

Im Foto steht er auf der rechten Seite etwas erhöht. Ich will ihn so etwas mehr „ausbalancieren“, dass er eine stabile Position in der Schale erhält. Wenn keine passende Schale verfügbar ist, bin ich auch mit dieser anthrazit-farbenen Kunststoffschale zufrieden

Ich werde die Zeit auch nutzen, nochmal ein Auge auf den dominierenden, linken unteren Ast zu werfen. Er muss noch in die Krone integriert und der etwas langweilige, gerade Verlauf kaschiert werden. Für einen drastischeren Rückschnit fehlte mir vorhin dann doch der Mut.

Ich mag diese Beschäftigung mit meinen Mini-Bäumchen sehr gern. Die Ruhe, der Focus auf den Bonsai, die erforderlichen, behutsamen Aktionen usw. erfüllen mich immer mit Befriedigung und Zufriedenheit.

Ja Bonsai ist eine schöne Beschäftigung und würde mir auch sehr gefallen.
Aber man kann leider nicht alles machen was einem gefällt, da ist das Leben einfach zu kurz.

@Trachy

Absolut.

Meine Zeit muss ich gut einteilen...

Aber:
Mit Bonsai beschäftige ich mich seit mehr als 25 Jahren,
Mit Kakteen und Sukkulenten so lange, wie ich mich erinnere.
Palmen und andere Exoten erst seit etwas mehr als einem Jahrzehnt.

Hauptsache grün - da kann ich nicht widerstehen.

Der letzte Winter hat bei mir „die Reihen ausgedünnt“. Das ist die Schattenseite und hat meine Sichtweise auch beeinflußt, nicht zu viele Pflanzen betreuen und schützen zu müssen.

Juniperus chinensis ist selbst in der Schale absolut winterhart, muss nicht geschützt werden und ist auch ansonsten sehr pflegeleicht

Hallo Horst,
tolles Bonsai-Hobby. Kann ich verstehen, dass da drei Stunden wie im Flug vorbei sind. Ich habe eine ca. 50 cm hohe Muschelzypresse im Garten, der ich auch einen "Bonsai-Look" verpassen möchte. Da bin ich immer mal wieder 30 Minuten dran und schau, was noch weg muss.
Würdest Du da alle Wunden verschließen ? Oder von selbst heilen lassen ?
Ich habe für meine anderen Gehölze auch Celaflor Wundbalsam Plus daheim.
Grüße Florian

@florian 6b

Servus Florian,
für die wirklich großen Schnittstellen an den Bonsai verwende ich oft ein japanisches Wundverschlußmittel, eine Art Knetmasse mit Zusätzen (Fungizide + Hormone, die die Kallusbildung anregen). Wenn die Knetmasse mal so garnicht haften will (wenn die Wunde zu feucht ist), verwende ich auch Celaflor Wundbalsam Plus haftet in so einem Fall einfacher.

Ich habe bislang keine schlechten Erfahrungen mit der Anwendung solcher Mittel gemacht. Weder bei der Anwendung an Bonsai, noch an Kübelpflanzen, noch an Gartengehölzen. Ganz im Gegenteil: Vielmehr schließen Wunden im Holz deutlich schneller mit einem Wundverschlußmittel (meine Erfahrung)

Eine Ausnahme: Wunden im Holz von Ficus microcarpa heilen schlecht, mit oder ohne Wundverschlussmittel

Hallo,
passende Schale gefunden, getopft und den linken Ast noch ein wenig bearbeitet. Den „Rest“ will ich über den (hoffentlich guten) Zuwachs im Sommer korrigieren.



Den Ast konnte ich nur noch mit Schraubzwingen etwas biegen...



Die Ästebiegerei ist mir manchmal etwas zu viel Eingriff. Um hier etwas Bewegung reinzubringen war das aber nötig. Den „Augenstecher“ vorne links habe ich mit einem Spanndraht etwas nach unten gezogen. So ist das Ganze nicht mehr ganz so gerade.
Die oberen Äste auf der linken Seite werde ich nach und nach ebenfalls mit Spanndrähten etwas absenken.

Mal sehen, wie er mein Pflegeangebot annimmt

Hallo,
gestern habe ich mich aufgerafft und meinen Ficus microcarpa bearbeitet. Der Baum hat leider Thripse und die Blätter sind grau-grün durch die Stichverletzungen. Zuerst habe ich den Baum gegen die Thripse behandelt, dann beschnitten, anschließend einen Wurzelschnitt durchgeführt und den Baum in neues Substrat getopft.

Die Schale ist 60 X 40 X 15 cm groß, der Baum ist 100 cm hoch, bewegen kann ich den Kracher nur mit einer zweiter Person.



Jetzt darf er die Sommerfrische im Garten genießen.

Vielen Dank für die schönen Photos. Ich finde Bonsai sehr faszinierend. Ein Thema, dass ich mir sehr gut als Hobby vorstellen könnte, wenn ich nicht schon so viele andere zeitaufwändige Interessen hätte...

Hallo Jens,
das kann ich gut verstehen. Die Zeit muss ich mir nehmen (und fehlt vielleicht an anderer Stelle).

Die ganze Aktion hat ca. 3 Stunden gedauert. Ich muss mir diesen alten Baum auch nicht mehr jedes Jahr in dieser Intensität vorknüpfen. Schneiden regelmäßig (kein großes Ding - Minuten), topfen und Wurzelschnitt alle 2 - 3 Jahre. Letzteres ist dann allerdings zeitaufwendig.

Hallo,
die beiden entwickeln sich gut:





Immer viel Aufwand. Drauf verzichten wollte ich auf keinen Fall.

…und jetzt im Herbst werde ich mit nem tollen Fruchtansatz belohnt

@Olli

Verluste gab es keine…
Aber heiße Sommer setzen kleinen Bäumen in kleinen Schalen ziemlich zu.
Oft waren die Bonsai völlig trocken, wenn ich nach der Arbeit endlich gießen konnte.

Meine Linde hat's gebeutelt und sie hat sich jetzt ganz schnell vom Laub befreit. Viele Bäumchen hatte ich in den Schatten gestellt. Selbst das hat nicht wirklich gereicht.

Im Frühjahr wird geschnitten und neu getopft. Nächstes Jahr habe ich wahrscheinlich mehr Zeit und kann mich mehr um meine Bonsai bemühen.