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Seite: Trachycarpus fortunei

Trachycarpus fortunei (Hook.) H.Wendl. (Chinesische Hanfpalme)

Benannt wurde die Trachycarpus fortunei nach Robert Fortune, einem englischen Forschungsreisenden. Die geschichtliche Entwicklung dieser Palme ist äußerst verwirrend und es gibt bis heute einige Fragezeichen zu den einzelnen Beschreibungen, auf die ich aber hier nicht näher eingehen will.



1712 wurde sie jedenfalls erstmalig in Europa durch den deutschen Arzt Engelbert Kämpfer erwähnt, der sie in Japan unter der dortigen Bezeichnung „Shuro“ kennen lernte. 1830 brachte der deutsche Arzt und Naturforscher Philipp Franz von Siebold die ersten Samen nach Europa, allerdings nicht etwa aus China, sondern aus Japan, wo sie damals bereits kultiviert wurde.

Es gibt verschiedene Beschreibungen der Palme durch den schwedischen Arzt Carl Peter Thunberg, Carl Friedrich Philipp von Martius, William Jackson Hooker, Hermann Wendland, wodurch die Palme mal unter dem Namen Chamaerops excelsa, Chamaerops fortunei, oder auch bis 1931 Trachycarpus excelsa geführt wurde. Erst danach bekam sie ihren heute gültigen Namen Trachycarpus fortunei.

Kein Wunder, dass es bis heute zu Verwirrungen bei der korrekten Bezeichnung dieser Palme kommt und man immer noch Bezeichnungen wie Chamaerops excelsa, Trachycarpus excelsa u.s.w. in Gärtnereien findet.

Trachycarpus fortunei ist eine Fächerpalme, die etwa 12-15 Meter Höhe erreichen kann. Der Stamm ist vollständig mit Hanffasern bedeckt, die sich im Alter jedoch von unten nach oben ablösen können, so dass der untere Teil des Stammes bei alten Palmen gelegentlich nackt wirkt. Die Hanffasern entstehen durch die Reste der Blattscheiden und der Blattgrundreste, die sich zu einem gitterartigen Gewebe entwickeln, in das auch die alten Blattbasen eingespannt werden, woraus dann der typische Trachystamm entsteht, der dadurch wesentlich dicker (D=25-35cm) wirkt als der eigentliche verholzte Stamm (15-20cm) tatsächlich ist. Nähere Einzelheiten zum primären Dickenwachstum des Trachystammes findet ihr auch unter: http://www.palmen-willich.de/palmen-beschreibung.html

Der Stamm wächst aufrecht und wird etwa 10m hoch, teilweise auch mehr. Mit einer ersten Blütenbildung kann man rechnen, wenn der Stamm eine Höhe von 80-100cm erreicht hat und die Palme etwa 10 Jahre alt ist.

Trachycarpus fortunei ist zweihäusig, das bedeutet, es gibt männliche und weibliche Exemplare. Gelegentlich kommt es aber auch zur Bildung zwittriger Blütenstände. Auch meine an sich weibliche Trachy hatte bereits zwittrige Blütenstände, die allerdings nicht ausreiften und dann verkümmerten. Es sind ebenfalls Berichte bekannt, wonach einzelne Pflanzen ihr Geschlecht gewechselt haben. So kann es vorkommen, dass eine Trachy, die bisher z.B. weiblich geblüht hat, plötzlich männliche Blütenstände hervorbringt und umgekehrt.

Die Krone der T. fortunei kann je nach Standortbedingungen aus 50 oder mehr Blättern bestehen, die durch etwa 0,5 – 1m langen Blattstiele (Petiolen) getragen werden. Die etwa 2cm breiten Petiolen haben einen dreieckigen Querschnitt und sind an der Unterseite gerundet. Die Blätter bestehen aus etwa 40 – 50 unregelmäßig tief eingeschnittenen Blattsegmenten, die von der Hastula aus gemessen etwa 50-90cm lang sind. Etwa alle zwei bis drei Blattsegmente erfolgt aber ein wesentlich tieferer Einschitt, wodurch sich das typische Bild des Fortuneiblattes ergibt. Die Blätter haben einen Durchmesser von ca. 90-160cm.

Das Wurzelsystem der T. fortunei entspricht von der Ausdehnung her in etwa dem Durchmesser der Blattkrone. Es ist nicht sehr tiefgründig, sondern breitet sich eher flach aus.

Heimisch ist Trachycarpus fortunei vom Himalaya in Nord-Indien bis nach Nord-Thailand und China. Allerdings läßt sich leider nicht eindeutig feststellen, wo das ursprüngliche Naturhabitat dieser Palme liegt, da die Chinesische Hanfpalme zu wirtschaftlichen Zwecken wegen ihrer Hanffasern seit je her in diesen Regionen kultiviert wurde und sich zudem auch selbstständig sehr leicht aussät. Es scheint aber so, dass das ursprüngliche, natürliche Verbreitungsgebiet in den subtropischen Regionen Zentral- und Ostchinas zu finden sein dürfte.

Da es sich bei T. fortunei um eine der kälteresistentesten und robustesten Palmenarten überhaupt handelt, hat sie seit einigen Jahren auch hier in Mitteleuropa den Weg in unsere Gärten gefunden, nachdem sie bereits überall im Mittelmeerraum anzutreffen ist. Im Tessin verbreitet sie sich inzwischen selbstständig in den dortigen Wäldern und auch in den wintermilden Gebieten West- und Südwest-Deutschlands, oder auch entlang der Nordseeküste und der Inseln, dürfte eine eigenständige Ausbreitung möglich sein, da sie in diesen Gebieten ohne jeglichen Winterschutz zurecht kommt und regelmäßig blüht. In den übrigen Gebieten Deutschlands ist aber in kälteren Wintern ein Winterschutz erforderlich.

Die Winterhärte der Trachycarpus fortunei wird in der Regel mit -17°C angegeben.

Dieser Wert ist aber m.E. zu pauschal und man tut gut daran diesen Wert nicht auf jede Trachy zu beziehen, insbesondere nicht auf neu gekaufte, noch nicht an unser Klima angepasste Pflanzen.

Zudem verfügen die verschiedenen Teile der Pflanze über unterschiedliche Frosttoleranzen, so dass je nach Temperatur unterschiedliche Schutzmaßnahmen erforderlich sein können. So vertragen z.B. die Wurzeln der Palme nur etwa -6°C und sterben bei Unterschreiten dieses Wertes ab. Schon daraus ergibt sich die wichtigste Schutzmaßnahme, nämlich den Wurzelbereich um die Trachy vor dem Winter ordentlich zu mulchen. Aber auch bei nur leicht gefrorenem Boden können bereits Schäden auftreten, da Palmen auch im Winter ständig transpirieren, also über die Blätter Wasser verdunsten, welches über die Wurzeln nachgeführt werden muss. Dies betrifft insbesondere sonnige Wintertage, oder auch Mildphasen nach längeren Frostphasen. Im Extremfall kann die durch die Verdunstung über die Blätter erzeugte Saugspannung so groß werden, dass es zu Embolien in den Leitbahnen kommt, weil wegen des gefrorenen Bodens kein Wasser nachgeführt werden kann. Dies kann über einfache Blattschäden durch Vertrocknung bis zum Tod der Palme führen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, dass Palmen ihr Wachstum nicht grundsätzlich im Winter einstellen wie es die meisten heimischen Gewächse tun (Dormanz), sondern immer wachsen. Bei kalten Temperaturen wird das Wachstum lediglich so weit zurück gefahren, dass es praktisch nicht mehr feststellbar ist. Dennoch kann es auch während einer Mildphase, oder besonders im Frühjahr zu Wachstum kommen, während der Boden noch zu kalt ist. Da das Herz der Palme (Meristem) zum Wachstum aber ständig und ununterbrochen mit Nährstoffen versorgt werden muss, kann es zu Schäden am neu gebildetem Gewebe kommen, weil einerseits die Wurzeln im kalten Boden nicht richtig funktionieren und gleichzeitig viele Mineralien und Nährstoffe im kalten Boden nicht verfügbar sind. In der Folge können Winterränder an den Blättern entstehen, oder auch die gefürchtete Speerfäule, weil das nicht lebensfähige, neu gebildete Gewebe noch im Stamm abstirbt und fault. Diese verfaulten und anschließend auch oft verschimmelten Speere lassen sich dann im Frühjahr ohne jegliche Kraftanstrengung aus dem Stamm herausziehen. Von dieser Speerfäule kann sich eine Trachy in der folgenden Wachstumsperiode schnell erholen wenn keine weiteren Schäden vorhanden sind. Oft wird die Speerfäule allerdings fälschlicher Weise mit der tödlichen Herzfäule, die äußerst selten ist, verwechselt und die betroffenen Palmen werden dann vorzeitig entsorgt, obwohl sie noch gute Chancen zur Regeneration gehabt hätten.

Wegen des sichtbaren Schadbildes (Fäulnis und Schimmel) werden derartige Schäden leicht als Nässeschäden verkannt. Dabei wird übersehen, dass der primäre Schaden aber gar nicht der sichtbare Schimmel ist, sondern der Schimmel nur eine Folge der vorausgegangenen Unterversorgung und des daraus resultierenden, nicht überlebensfähig gewachsenen Gewebes ist, welches anschließend im sauerstoffarmen Milieu des Stammes verfault ist. Beim Herauswachsen aus dem Stamm kommt es durch den dann wieder ausreichend vorhandenen Sauerstoff zur Schimmelbildung.

Die Blätter selbst halten bei an unser Klima angepassten Pflanzen meist -12°C ohne Schäden aus. Erst bei tieferen Temperaturen muss mit ersten Erfrierungen der Blätter gerechnet werden. Etwas empfindlicher sind die Blattbasen, die jedoch durch die Hanffasern am Stamm geschützt sind.

Das Herz (Meristem) der Trachy selbst ist im durch die Hanffasern gut isolierten Stamm geschützt und gehört zu den frostresistentesten Teilen der Palme.

Grundsätzlich ist die Frosthärte der Trachycarpus in den Genen festgeschrieben, wobei es natürlich von Pflanze zu Pflanze geringfügige Abweichungen gibt. Dennoch bin ich überzeugt, dass eine Anpassung an unsere widrigen Klimabedingungen bis zu einem gewissen Maße möglich ist und sich die „Überwinterungsfähigkeit“ dadurch verbessern lässt.

Zudem findet unter Freilandbedingungen eine natürliche Selektion statt. Dies beginnt bereits damit, dass in der Natur überhaupt nur die härtesten Samen keimen. Später findet eine weitere Selektion unter den Sämlingen statt, die sich immer weiter fortsetzt. Bis zur ausgewachsenen Palme schaffen es unter diesen Bedingungen dann nur die härtesten Exemplare.

Die Gattung Trachycarpus ist für ihre gute Anpassungsfähigkeit bekannt. Nur durch diese Anpassung ist es ihr möglich sich immer weiter räumlich auszubreiten. Deutlich wird diese Anpassungsfähigkeit im Rahmen der phänotypischen Plastizität, wenn man eine Trachy mal von einem Standort zu einem anderen Standort mit anderen Bedingungen umsetzt. Schnell wird deutlich, dass die Palme ihren Habitus den neuen Bedingungen anpasst und somit die für sie besten Bedingungen schafft um möglichst gut mit den geänderten Bedingungen zurecht zu kommen. Ein einfaches und gut sichtbares Zeichen ist z.B., dass die Palme nun je nachdem plötzlich kürzere oder längere Petiolen bildet, die Blätter neu ausrichtet um mehr Sonnenlicht zu bekommen, härtere, weichere, kürzere oder auch längere Blattsegmente bildet u.s.w..

Wichtig ist es, die nötigen Winterschutzmaßnahmen an die jeweiligen Umstände anzupassen. Während ich meine Trachies bisher noch nie schützen brauchte, kann ein Schutz in anderen Gebieten durchaus nötig sein. Man sollte sich nach dem Grundsatz richten, die Trachy so wenig wie möglich, aber soviel wie nötig zu schützen!

Am besten ist es also außer Mulch keinen Schutz anzubringen, denn dann wird die Palme am wenigsten gestört und kann sich im Frühjahr gleich weiter entwickeln. Alle weiteren Maßnahmen wie das Zusammenbinden, oder Einpacken in Folien u.s.w. bedeuten eine Beeinträchtigung und haben Nachteile für die weitere Entwicklung zur Folge. Dies sollte deshalb nur im Notfall geschehen, dann aber bei unterschreiten lebensbedrohlicher Temperaturen konsequent in Form einer beheizbaren Umbauung.

Die Palme lediglich in Folie zu packen, oder vor Nässe zu schützen u.s.w. bringt keinen Vorteil, da ohne zusätzliche Beheizung nur maximal ein kurzzeitiger Wärmeverlust ausgeglichen werden kann, einen Wärmegewinn, der dann aber erforderlich sein könnte, erreicht man dadurch nicht.

Von großer Bedeutung ist meiner Ansicht nach auch, die Trachy frühzeitig auf den kommenden Winter vorzubereiten. Das heißt in erster Linie, sie ab dem Spätsommer nicht mehr zu düngen, um sie zur Ruhe kommen zu lassen, damit sie bei den im Herbst sinkenden Temperaturen und kürzer werdenden Tagen langsam das Wachstum einstellen kann. In dem Zusammenhang möchte ich darauf hinweisen, dass dazu u.a. auch gehört, es zu unterlassen ,eine Palme in der Adventszeit mit Lichtschläuchen zu beleuchten, da der warme Lichtschlauch ausreichen kann, die Pflanze zu Wachstum anzuregen, was unbedingt vermieden werden muss, weil wie weiter oben bereits dargestellt wurde, Wachstum in dieser Jahreszeit bei plötzlich auftretenden Frösten zu schweren Schäden führen kann.
Tipps zur Auspflanzung

Trachies stellen keine besonderen Ansprüche an ihren Standort, dennoch sollte man bei der Auspflanzung einige Punkte beachten, um ihr das Leben von vornherein so leicht wie möglich zu machen. Schwer genug hat sie es wegen unseres Klimas sowieso schon…

So verwende ich als Substrat eine Mischung aus normaler Gartenerde (sandiger Lehmboden), einfacher Pflanzenerde mit etwas Humus, sowie reinen Sand zu etwa gleichen Teilen und habe damit gute Erfahrungen gemacht.

Wichtig ist es, das Pflanzloch so groß wie möglich auszuheben. Ich versuche das Loch mindestens doppelt so groß wie den Wurzelballen auszuheben, dadurch wird der Boden gelockert und die Wurzeln können sich schnell ausbreiten.

Eine Drainage ist bei der Pflanzung einer T. fortunei in der Regel überflüssig, es sei denn die Gartenerde besteht aus schwerem Lehm mit hohem Tonanteil, dann kann eine Drainage sinnvoll sein. Hierbei muss aber bedacht werden, dass das Wasser dann auch tatsächlich ablaufen kann. Lediglich eine Kiesschicht o.ä. auf eine Tonschicht im Pflanzloch auszuschütten, wie es manchmal empfohlen wird, ist im Gegenteil eher kontraproduktiv, da sich in diesem Fall das Wasser z.B. nach starkem Regen nur in diesem Loch ohne Abfluss sammeln würde und damit die Staunässe begünstigen würde.

Ansonsten verträgt eine Trachy nicht nur jede Menge Wasser, sie liebt es sogar.

Hilfreich zur besseren Einwurzelung der frisch gepflanzten Trachy ist es, beim ersten Angießen etwas Auxin (z.B. in Superthrive enthalten) dem Gießwasser beizumischen. Hierbei ist aber zu bedenken, dass weniger mehr ist. Also keinesfalls weil man es gut meint die Dosierungsempfehlungen überschreiten!! Ich persönlich habe die besten Erfahrungen gemacht, Auxin beim Auspflanzen und dann noch einmal einige Wochen später zu geben. Ein bis maximal zwei Anwendungen in den ersten drei bis vier Jahren reichen vollkommen um ein optimales Wachstum zu erzielen. Danach hat die Palme einen ausreichend großen Wurzelballen gebildet und man kann auf weitere Auxingaben verzichten, da sie keinen weiteren Vorteil mehr bringen würden.

Ein wichtiger Faktor ist auch der richtige Auspflanzzeitpunkt. Ich empfehle das Frühjahr, etwa je nach Gebiet April bis Mai, wenn die Bodentemperatur bereits deutlich über 10°C beträgt, so dass die frisch gepflanzte Palme einerseits gleich weiter wachsen kann und andererseits noch möglichst viel Zeit bis zum nächsten Winter verbleibt.

Natürlich muss die Pflanze nach der Pflanzung gut gewässert werden.

Beachtet man diese Punkte, so wird es nicht zu einem Auspflanzschock kommen, sondern die Palme wird ohne Wachstumsstopp ordentlich weiter wachsen, was ihr die besten Vorraussetzungen schafft ihren ersten Freilandwinter gut zu überstehen.

Bei der Wahl des Standortes sollte ein möglichst sonniger, warmer und windgeschützter Ort gewählt werden.

Wärme und Licht bei ordentlicher / kräftiger Wässerung sind das A und O für eine gesunde Entwicklung in unserem Klima. Gesundes Wachstum mit einer möglichst großen Blattmasse sind die besten Voraussetzung für eine erfolgreiche Überwinterung der Palme. Je gesünder und kräftiger die Palme ist, je mehr Reserven sie während der Wachstumsperiode einlagern kann, desto besser und leichter kommt sie über den Winter.

Wind schadet einer Trachycarpus fortunei grundsätzlich nicht. Dennoch kann ich aus eigener Erfahrung sagen, dass eine Trachy durch ständige starke Winde nicht nur „zerzaust“ aussieht, sondern es auch zu nicht mehr reversiblen Knicken an den Blättern kommt. Diese Knicke können sich dann aufspalten und werden dadurch natürlich anfälliger gegen Infektionen, und auch die Frostempfindlichkeit der verletzten Blattsegmente nimmt zu.

Tja, es gäbe noch so vieles zu schreiben, aber ich denke, dies soll nun erst einmal reichen. Eine sehr gute, präzisere Beschreibung zu dieser tollen Palme findet ihr übrigens unter: http://de.wikipedia.org/wiki/Chinesische_Hanfpalme.
Abschließend bleibt mir die Feststellung, dass die Auspflanzung einer Hanfpalme fast überall in Deutschland möglich ist und wenn man nur einige einfache Regeln beachtet auch erfolgreich verlaufen sollte.


Männliche Blüte


und weibliche Blütenstände