Hallo an alle,

nach jahrelanger Pflanzenabstinenz bin ich seit einigen Monaten wieder mittendrin, spezialisiert auf mediterrane und subtropische Pflanzen. Der Grund ist ganz einfach, ich bin kürzlich umgezogen und habe nun in der Rhein-Main Gegend eine Wohnung mit einem nach Südwesten ausgerichteten Balkon, also fast ideale Bedingungen, um mal die Grenzen des machbaren auszuloten.
Dieses Jahr werde ich es mit meiner Zitrone versuchen. Mir ist bewusst, dass man die Zeit indoor zur Überwinterung möglichst kurz halten sollte. Noch steht sie ohnehin draußen, liegen die Tiefsttemperaturen noch nachts auch über 5 °C.
Mein Plan ist es, den Baum diesen Winter auf dem Balkon zu lassen. Es handelt sich um einen Balkon, der zur Hälfte "eingebaut" (also wie eine Loggia) ist. Dies bringt auf jeden Fall noch ein paar Grad und Wind-/Regenschutz zusätzlich. Von der Isolierung her habe ich schon einiges gelesen: Luftpolster-Folie, etc.

Meine Frage: hat jemand von euch schon Erfahrung gemacht und solche Versuche angestellt ?
Generell habe ich, als ich noch mehr mit Pflanzen hantierte, eher gute Erfahrungen gemacht, auch "empfindliche Pflanzen" länger draußen zu lassen. So habe ich meine Dwarf Cavendish Banane meist erst im November zum ersten Frost reingeholt: sie wächst und gedeiht weiterhin.

Beste Grüße
Dave

Hey,
herzlich willkommen hier!

Vielleicht erklärst du mal ganz grob, wie dein aktueller Plan zur Überwinterung auf dem Balkon aussieht. Dann kann dir bestimmt wer helfen, der mehr Ahnung davon hat, als ich.

Gruß

Hallo Dave,

im alten Haus in Köln hatte ich eine Zitrone auf dem Balkon (2. OG) an der Hauswand, Südseite überwintert.
Der Topf war in nofo eingeschlagen und stand auf 2 Platten Styrodur, damit keine Kälte von unten kam.

Geheizt mit Glühbirnen glaube ich und dann einen Schutz (abentuerlich gebaut) mit Holzlatten und Folie außen herum.
Hat in dem winter funktioniert und zu der Zeit (ca. 2006 -2009 irgendwann) gab es schon i.d.R. immer -15 Grad mal ein paar Nächte.
Aber mit Wand im Rücken, Beheizung, Isolierung und den Topf gegen das Durchfrieren geschützt klappte es.

Bilder von der Konstruktion habe ich nicht.

Viel Erfolg und viele Grüße

Andreas

Servus greenthumb und KleinerSkink,

Danke für das Willkommen. Ich habe mich ein bisschen eingelesen, aber tatsächlich gibt es nicht allzu viele Erfahrungsberichte von Überwinterungsversuchen von Zitronenbäumen auf dem Balkon (ich nehme mal an, mit gutem Grund).
Ich werde folgendes Versuchen:
Momentan steht mein Zitronenbaum noch relativ ungeschützt auf dem Balkon, Wenn sich, in den kommenden Wochen, die Temperaturen dem Gefrierpunkt nähern werde ich
a) den Topf mit einer dicken Schicht Luftpolsterfolie umwickeln. Damit die Erde nicht "von oben" zufriert, wird auch dieser Teil (so gut es geht) mit Luftpolsterfolie versehen. Natürlich mit genug Möglichkeit, dass die Erde atmen kann (also nicht komplett Luftdicht)
b) Der Topf kommt auf eine dicke Schicht Styropor. Davon habe ich noch genug von meinem Umzug
c) Wird die Pflanze möglichst nah an die Balkontür gestellt. Damit ist sie zumindest sicher vor Wind und Regen / Schnee.

Als Wärmequelle hab ich eine Glühbirne noch nie in Betracht gezogen. Aber du hast Recht: Kälte (und u.U. das fehlende Licht) werden kritisch sein. Natürlich muss ich mit allen Mitteln vermeiden, dass die Kapillargefäße zufrieren.

Ob das Durchfrieren auch ohne externe Wärmequelle vermieden werden kann? Wir werden es sehen
Es wird auf jeden Fall ein Experiment, das schief gehen kann, klar.

Jedoch werde ich die Pflanze natürlich bei zweistelligen Minusgraden (zumindest über Nacht) ins Haus holen ... aber wie viele solcher Nächte gab es in den letzten Wintern hier in der Gegend...

Anyway - das ist mein Plan. Falls ihr noch Ideen / Erfahrungen habt, gerne her damit.
Ich halte euch auf dem LAufenden

Cheers
Dave

Ich wage zu behaupten, dass die Meisten hier davon abraten würden, nur zu isolieren. Das hilft nur gegen Kältespitzen. Pflanzen erzeugen eben leider keine Wärme, deren Ableitung man reduzieren könnte. Irgendwann ist das weg, was noch an Wärmeenergie im Schutzbau ist und das geht ziemlich schnell. Irgendwo gab's mal den Vergleich mit einer Thermoskanne, die ja auch abends nicht mehr heißen Kaffee enthält, wenn man ihn morgens eingefüllt hat.
Ein Haus, in dem im Winter nicht geheizt wird, ist auch, wenn es noch so gut isoliert ist, sehr schnell ausgekühlt.
Du solltest also irgendeine Heizquelle verwenden, da schließe ich mich Andreas an - Muss ja keine Glühlampe sein. Ein kleines selbstregulierendes Heizkabel erfüllt seinen Zweck auch sehr gut.

Hier im Forum gibt es da eine ganze Reihe von Fällen, in denen bewusst experimentiert oder Warnungen anderer Mitglieder ignoriert wurden.

Ich habe aktuell nur noch eine Mandarine, die wandert bei Nachtfrost in die Wohnung, bis die Phase vorbei ist, das geht hier in meiner Gegend ganz gut, ohne dass gleich Spinnmilben und Co sie killen.

Der Mangel an Erfahrungsberichten auf Balkone dürfte wohl einfach daraus resultieren, dass hier eher weniger Mitglieder Balkongärtner sind.

@el_davidovix: Jedoch werde ich die Pflanze natürlich bei zweistelligen Minusgraden (zumindest über Nacht) ins Haus holen ..

Hallo Dave,

ich halte Dein Vorhaben für ein aussichtsloses Unterfangen. Zitronen (=-max-3/-4°C) sind einiges weniger frosttolerant als Orangen( -6 bis-8°C) und die weniger als z. B. Mandarinen (-8 bis -12°C).
Es ist zwar günstig, daß kalte Winde nicht so auf die Pflanze einwirken können, aber die Zitrone ist trotzdem der Kälte gegenüber offen ausgesetzt. Wenn mehre Nächte Tiefsttemperaturen im höheren einstelligen Bereich herrschen, wird eine Luftpolsterfolie ein Durchfrieren der Erde nicht verhindern (insbesondere wenn tags auch noch Minusgrade herrschen). Aber auch oberhalb des Erdbodens wird die Pflanze bei diesen Temperaturen Schaden nehmen.

Ich bin sicher ziemlich wagemutig, was den Umgang mit Exoten angeht (alles aber immer nur passiv geschützt) und habe deshalb auch die Meyerzitrone (die ja keine reine Zitone ist) in unserem ausgesprochen geschützten Garten an die Hauswand ausgepflanzt, aber obwohl dieser Pflanze gemeinhin eine deutlich höhere Frosttoleranz zugesprochen wird als den reinen Zitronensorten (nämlich oft -5 bis-8°C), ich den Boden bis einiges über die Veredelungsstelle gemulcht habe, mehrere Vlieslagen übergestülpt habe, reichlich Laub verwendet habe und letztlich sogar einen schneebedeckten Kasten gebaut habe, hat sie den letzten Winter bei ''lediglich'' Tmin -11,2 °C sehr deutlich gelitten: Kompletter Blattverlust, Frostrisse am Stamm, kleinere Äste abgestorben. Mittlerweile geht es ihr wieder richtig gut.

Wenn Du wirklich eine Zitruspflanze im Topf draußen überwintern willst, wie wäre es dann mit Citrus unshiu Hashimoto, die am frühesten reifende Mandarine, die es (m.E.) gibt. Da hast Du eine richtig gute Chance auf Früchte und sie ist längst nicht so empfindlich wie eine Zitrone. Aber auch diese (Topf-)Pflanze würde ich bei -5/-6°C reinholen.

Gruß

Lutz

Servus Lutz,

Danke für deinen Beitrag und die wertvollen Tipps. Respekt, dass du deine Meyer-Zitrone ausgepflanzt hast. Mit der Sorte habe ich noch keine Erfahrungen gehabt, jedoch schon einiges von ihrer Frostverträglichkeit gehört.
Das Risiko meines Vorhabens ist mir bewusst und wie von KleinerSkink auch angemerkt wurde: irgendwann ist die Wärmeenergie im Topf (trotz bester Isolierung) auch nicht mehr vorhanden. Das scheint ja bei dir auch passiert zu sein (hier frage ich mich jedoch, wieso das nicht geklappt hat - wenn ich mal einen Vergleich ziehe mit den z.T. sehr guten Winterschutz-Projekte für die Musa Basjoos, wie man in einigen Foren sieht: auch dort gibt es ja keine innere Wärmequelle, aber der Scheinstamm friert nicht bis auf den Boden, wie es bei ungeschützten Musas der Fall ist),

Ähnlich wie du, versuche ich auch bei Exoten mal einige wagemutige Sachen. Als ich vorher in einer deutlich kälteren Region gewohnt habe, hätte ich solche Experimente auch nicht gemacht. Ich überlege auch, eine Art "mobilen Winterschutz" anzubringen. Also solche, die relativ schnell "geöffnet" werden können, bspw. wenn die Temperaturen Nachts unter dem Gefrierpunkt fallen, tagsüber aber ansteigen (so würde der Topf schneller erwärmt werden, als wenn der Winterschutz noch dran wäre). Dass die Temperaturen auch tagsüber unter dem Gefrierpunkt ist hier in der Gegend sehr selten (insb. da es auch eine Innenstadtlage ist).

Jedoch fehlt mir ein bisschen die Phantasie, wie so etwas aussehen könnte. Nichtsdestotrotz, viele Ideen aber immerhin noch ein bisschen Zeit:
Vlies, Luftpolsterfolie und Styropor werden wohl das Mittel der Wahl. Gebäudeabwärme und Südwest-Ausgerichtete Teil-Loggia kommen noch unterstützend hinzu.

Das Wärmekabel werde ich mir noch durch den Kopf gehen lassen, klingt aber schon sehr vernünftig.

In den kommenden Tagen soll die Mindesttemperatur um die 5°C liegen. Also vorerst kein Handlungsbedarf, zumal die Temperaturen tagsüber 15-17° erreichen.

Ich werde euch auf jeden Fall auf dem Laufenden halten.

Cheers
Dave

Hallo allerseits,

wie versprochen, wollte ich euch natürlich von meinem Experiment auf dem Laufendem halten.
Wie zu erwarten, hat sich bis jetzt noch nicht allzu viel getan, Die Temperaturen hier im Frankfurter Raum sind fast durchgehend im positiven Bereich geblieben. Bis letzte Woche lag die absolute Mindesttemperatur bei +2°C, von daher kein wirklicher Handlungsbedarf hinsichtlich des Winterschutzes.
Dennoch habe ich schonmal:
- den Zitronenbaum näher ans Fenster gestellt
- auf Styropor-Platten gelegt
- den Kübel mit Vlies und Noppenfolie umwickelt

Die letzten 2 Nächte brachten jedoch schon die ersten Minustemperaturen (bis zu -2°C), die der Baum locker weggesteckt hat. Hier spielt natürlich die Abwärme der Wohnung und das urbane Mikroklima eine Rolle.. ich kann mir nicht vorstellen, dass in der halben Loggia nahe der Balkontür die Temperaturen auch im Minusbereich lagen. Von daher keine wirkliche Herausforderung bis jetzt.
Die härtesten Monate kommen natürlich noch, dennoch mal ein kleiner Status-Update für euch

Solltet ihr ähnliche Erfahrungen machen (auch mit anderen Exoten), gerne her damit :)

Cheers und eine schöne Restwoche

Unsere Zitrone hatte damals auf einem komplett verglasten Balkon über Nacht alle Blätter verloren, es war wirklich noch nicht kalt und die stand nah am Haus. Ich hab sie aber retten können. Hat aber lange gedauert bis sie sich erholt hat.

Hallo und ein frohes neues Jahr alle zusammen,

nach einigen stressigen Tagen und dem Jahresende, hier ein Status-Update für alle Interessierten:
Dieser Winter scheint (bis jetzt) ja eher mild zu verlaufen - mal wieder. Die Temperaturen hier im Rhein-Main-Gebiet hatten keine wirklich starken Abweichungen in den Minus-Bereich. Zwischen den Jahren wurden ja sogar fast +15° C erreicht...
Dementsprechend läuft mein Experiment auch ohne großen Vorkommnisse:
Der Zitronenbaum steht weiterhin in Südwest-Ausrichtung direkt in der windgeschützten Ecke. Zur einen Seite das Balkon-Fenster und zur anderen Seite die Hauswand. Des Weiteren habe ich ein spartanisches Gewächshaus gebaut bestehend aus 2 Lagen Luftpolsterfolie. Hauptsächlich gegen die Verdunstungskälte bei nassem Wetter.
Die Mindesttemperatur in den letzten 2 Monaten betrug (laut Wetteraufzeichnung) -4,8°C kurz vor Weihnachten, und auch diese Mindesttemperatur wurde 2 Tage später durch +8°C wieder abgelöst. Von diesen -4,8°C müsste man noch einiges hinzuaddieren (wobei ich nicht sagen kann, wie viele Grad die Gebäudeabwärme und das städtische Mikroklima genau "wettmachen").
Kurz und knapp: der Zitrone geht's gut. Sie steht in saftigem grün und die jungen rötlichen neuen Triebe sind weiterhin unbeschädigt. Gegossen wird ca. alle 2 Wochen (wenn die Blätter anfangen, leicht welk zu werden). Jetzt stehen natürlich die härtesten 2 Monate an. Wirklich interessant wird es sein, wenn sich zum ersten Mal Dauerfrost einstellt.

Natürlich werde ich euch weiterhin auf dem Laufenden halten.

Liebe Grüße - weiterhin einen guten Start.