Weiß jemand, was aus dem Auspflanzprojekt auf Helgoland wurde? Ich kann mich nur erinnern, dass viele Pflanzen den ersten Winter nicht überlebten.

Hallo Lars,
ich war letzten Sommer auf Helgoland und habe natürlich bei der Gelegenheit auch nach Exoten Ausschau gehalten.
Leider hatten wir nur drei Stunden Aufenthalt, was viel zu kurz war, um alles zu sehen.
Mir war aufgefallen, dass alle Trachies starke Blattschäden hatten.
Ich vermute, dass das an den salzigen Seewinden liegt. Zu kalt wird es ja nicht für Trachies auf Helgoland.
Es gibt auffällig viele Ostasiaten in der Fußgängerzone wie Aralia elata, Camellia japonica und Euonymus japonicus.
Zum Teil sind das ganz schön große Exemplare.
Ich habe ein paar Fotos gemacht.





Im nächsten Juli fahre ich für drei Tage nach Helgoland. Dann werde ich alle Exoten aufspüren!
Ich überlege schon, ob ich ein paar kleine Chamaerops ´´Cerifera´´ mitnehmen und auspflanzen soll.
Die müssten doch den Salzwind viel besser vertragen, als Trachies. Was meint Ihr?

Gruß, Michael

Ich habe noch ein paar mehr Bilder, aber die kann ich nicht drehen, weil sie schreibgeschützt sind.
Das liegt wohl an der Einstellung an der Kamera.
Ich füge sie trotzdem mal bei.
Da muss man halt den Kopf schief halten...

Die Kamelie ist ein paar Meter hoch. Auch der Euonymus ist fast schon baumartig.
Alle Trachies haben die gleichen Blattschäden. Vielleicht würden Vliessäcke über Winter helfen?




|addpics|nga-1-0dda.jpg,nga-2-542f.jpg-invaddpicsinvv,nga-3-ed8c.jpg-invaddpicsinvv,nga-4-ac31.jpg-invaddpicsinvv,nga-5-1b86.jpg-invaddpicsinvv|/addpics|

Naja, das ist doch mal was. Ich erinnere mich an Bilder einer Washingtonia und einer Jubaea sowie von einigen Cordyline, die allerdings nach einem Winter schon recht dürftig aussahen.

Die Cerifera ist sehr langsam wachsend und kommt, so viel ich weiss, nicht von der Küste...

Ja, da hast Du Recht.
Ich dachte wegen ihrer Frosthärte und Nässeverträglichkeit.
Dann vielleicht doch eher ´´Vulcano´´?
Das Problem der Langsamwüchsigkeit bleibt allerdings.

Es würde mir Spaß machen, auf Helgoland Gärtner zu sein und alles auszuprobieren...

Eine dactylifera währe vlt noch interessant und washingtonias sehen am Mittelmeer auch jeweils super aus direkt am Strand...

Hallo ihr,

vor 12 Jahren war ich mit Chris (Kris, ganz früher ein Forumskollege von uns er postet schon lange nicht mehr im Forum, ist umgezogen, hat geheiratet und ist im vergangenen Dezember Vater geworden) und meiner Frau auf der Roten Insel und haben Exoten ausgepflanzt.

Muss aber sagen, dass nach meinen eigenen Erfahrungen und Beobachtungen nicht alle trotz ihrer theoretischen Winterhärte auf der Insel funktionieren können. Trachy und Chamaerops sollte man an windgeschützten Plätzen in der Stadt auspflanzen, auch eine neue Jubaea sollte möglichst windgeschützt ausgepflanzt werden, am besten beim E-Werk auf dem Nordostgelände auspflanzen, die Chamaerops cerifera könnte am E-Werk windgeschützt stehen, dann geht es.

Ich kenne einen Hausmeister der James-Krüss-Schule auf dem Oberland, mit dem Chris und ich zusammen gearbeitet hatten, Ulf Martens hiess er und seine Mutter hat ein Hotel in der Oberstadt, der hat auch Erfahrungen mit den Exoten auf Helgoland. Auch einen Mitarbeiter des E-Werks mit dem Namen Udo Harlichs kenne ich im Facebook und eine dort von mir ausgepflanzte Basjoo hat es sogar bis zur Blüte geschaff, die erste Bananenblüte überhaupt auf Helgoland!

Die besten Chancen ohne Schutzmassnahmen im Winter haben auf der Insel:
Arbutus unedo (im Garten des Hotels Insulaner, dort nachsehen!)
Pittosporum tobira
Phormium tenax
Agave hawardiana
Agave montana
Agave ovatifolia
Opuntia engelmannii
Delosperma cooperii
Yucca aloifolia
Yucca rostrata
Yucca recurvifolia
Yucca brevifolia

An windgeschützten Plätzen geht es mehr.

Ich empfehle Euch, das Hotel von Frau Martens zu buchen, aber möglichst früh buchen, da immer voll. Aber auch das Hotel Insulaner ist eine gute Wahl, die Familie Rickmers ist sehr nett. Den Erdbeerbaum habe ich dort selbst gepflanzt. Vor dem Hoteleingang steht die Jubaea nicht mehr, zu windig, besser wäre der Platz am E-Werk gewesen. Ihr solltet 1 Woche auf der Insel bleiben, nur so könnt Ihr die Insel richtig durchkämmen und jeden Exot erfassen. Ihr solltet auch Ulf Martens oder Udo Harlichs kontaktieren, auch die Familie Rickmers.

Feigen, Steineichen, Rosmarin, Hebe-Arten, Araukarien und Lorbeer wachsen ohne Probleme auch ausgepflanzt auf der Insel. Überraschenderweise hat sich auch Araucaria araucana als seesalzwindresistent erwiesen, null Probleme auf der Insel.

Lg
Joachim

Hallo Joachim,

vielen Dank für die ausführlichen Infos!
Das ist ja klasse, dass Du auch schon damit beschäftigt warst, die Insel exotischer zu machen!
Danke dafür!!!
Deine Erfahrungsberichte sind sehr wertvoll!

Ich glaube, Helgoland könnte mithilfe vieler exotischer Pflanzen noch attraktiver werden für Besucher, als sie es ohnehin schon ist.
Jetzt schon hat die Insel eine große Anziehungskraft aufgrund ihrer Einzigartigkeit für Mitteleuropa.
Die Felsenklippen sind beeindruckend, die Tierwelt mit Vögeln, Robben, Hummern usw. ist phantastisch
und die Gäste erleben einen Hauch von Abenteuer auf dieser einzigen ECHTEN Insel Deutschlands.
Nicht zu vergessen ist auch die dramatische und wechselvolle Geschichte, die diesen Ort so außergewöhnlich macht.

Es wäre gut, wenn im öffentlichen Grün auch deutlich mehr mit außergewöhnlichen Pflanzen gearbeitet werden würde.
Ich denke, die natürliche Wildheit und der hohe ökologische Wert der Insel würden dadurch in keiner Weise beeinträchtigt werden,
denn die Maßnahmen würden sich auf die Stadt selbst, den Hafen und die öffentlichen Anlagen, also auf den Südosten der Insel beschränken.

Ich erinnere mich daran, dass sich, wenn man vom Schiff kommt und auf die Stadt zu geht, eine große langgestreckte Rasenfläche erstreckt,
die ganz kahl ist.
Hier könnte ich mir Pflanzinseln unter anderem mit vielen großen Yucca rostrata und Agave ovatifolia vorstellen.

Wenn schon Palmen an diesen windexponierten Stellen nicht funktionieren, so könnten eben sukkulente Pflanzen deren Funktion übernehmen
und die ankommenden Gäste willkommen heißen.

Voraussetzung wäre, dass Agaven und Yuccas hier in der Nähe des Wassers und ganz dem Wind ausgesetzt gut gedeihen und gesund und kräftig aussehen.
Mit einem Windschutz z.B. in Form von Plexiglasscheiben, die nur über Winter die Pflanzbeete nach Westen hin abschirmen, könnte man Unterstützung geben.

Wenn Yucca rostrata und Agave ovatifolia gut gedeihen und groß werden, haben sie eine enorme Wirkung, vor allem, wenn sie in größerer Zahl gepflanzt werden.

Die Bodenverhältnisse müssten auch günstig für Sukkulente sein. Es dürfte viel Bauschutt und Sand im Untergrund geben, so dass keine Staunässe entsteht.

Im Bereich der Stadt oder, wie Du schon gesagt hast, im Osten der Insel im Bereich des Kraftwerks und der Museen gedeiht im Windschutz noch viel mehr.

Ich habe gerade ganz viele Bilder im Kopf!

Wenn ich im Sommer auf Helgoland bin, will ich gezielt Fotos machen und Zeichnungen anfertigen von den exotischen Grünanlagen, wie ich sie mir vorstelle.

Ich weiß nicht, ob Helgoland ein Grünflächenamt hat oder so was ähnliches, aber sicher doch einen Gemeinderat und eine Verwaltung.

Ich würde dann versuchen, die Zuständigen von den Ideen zu überzeugen.

Wenn man wrklich etwas erreichen möchte, muss man groß denken.
Ein paar kleine Pflanzen, die man im Rucksack mitbringt, werden wohl nicht viel ändern oder ewig brauchen.

Wenn aber das offizielle Helgoland mitspielt und man die richtigen Pflanzen Lkw-weise kommen lässt,
kann meiner Überzeugung nach Großes erreicht werden.

Die Inhaber der ganzen Läden, Hotels und Ferienwohnungen müssten ein großes Interesse an einer Steigerung der Attraktivität haben.

Ich bleibe jedenfalls am Ball und werde darüber berichten.

LG, Michael

Ich habe nochmal ein bisschen nachgeforscht.
Wenn es nicht unbedingt Palmen sein müssen, dann gibt es viele mediterrane, nordamerikanische und ostasiatische Pflanzen,
die sehr gut in Meeresnähe gedeihen.
Außer den bereits erwähnten habe ich noch folgende als gut meeresklimaverträglich gefunden:

Atriplex halimus
Aucuba japonica
Caesalpina giliesii
Callistemon citrinus
Cistus
Eleagnus ebbingei
Eriobotrya japonica
Escallonia
Ligustrum japonicum
Ligustrum texanum
Myrtus communis
Pistacia lentiscus
Tamarix ramosissima
Teucrium fruticans

Wenn wir die bereits erwähnten Arten hinzu fügen, kommt schon eine ordentliche Palette zusammen.

Damit könnte man Helgoland in ein exotisches Paradies verwandeln...

Hallo,

auch Aucuba japonica gibt es auf der roten Insel, so weit ich mich noch erinnere.

Callistemon citrinus wurde auf der Insel versucht und hielt einige Jahre durch. Cistus könnte man versuchen, auch Tamarix könnte funktionieren. Escallonica wurde nicht versucht, könnte getestet werden.

Rhododendron und Magnolien funktionieren auf der Insel nicht, zu salzige Winde. Habe auch nach ihnen auf der Insel gesucht. Und versuchsweise Rhododendron arboreum gepflanzt, ihm hat aber der Seesalzwind nicht geschmeckt und er starb. Frost kein Problem, abet starke Seesalzwinde im Winter das größte Problem. Feigen funktionieren sehr gut, es gibt auf der Insel Feigenbäume. Acacia und Eucalyptus funktionieren auch nicht, da nicht seesalzwindfest, der Frost wäre eigentlich kein Problem.

Oleander wurden auch versucht, auch nicht überlebt. Aber an sehr windgeschützten Plätzen in der Innenstadt könnte es mit Vliesschutz im Winter klappen.

Gruss
Joachim

Washingtonias und Phoenix haben wir auch auf der Insel versucht, die hielten einige Winter durch und verloren ihre Wedel im Winter durch den starken Seesalzwind, die Winter sind starkwindig auf Helgoland. Nur wenn man die Washingtonias und Phoenix an sehr windgeschützte Plätze in der Innenstadt pflanzt und zusätzlich mit Vlies im Winter schützt, könnte es besser klappen. Aber wirklich gut geschützte Plätze sind auf der Insel knapp wegen der Größe der Insel. Phoenix canariensis funktioniert besser als Phoenix dactyifera und kommt mit geringerer Sommerwärme besser zurecht als Phoenix dactyifera, auf der Insel werden selbst im Sommer nur ganz selten 30 Grad erreicht, die Nordsee kühlt die Insel im Sommer und wärmt sie dagegen im Winter.

Um mehr Potenzial für mehr gut windgeschützte Plätze zu bekommen, müsste die Insel vergrößert und mit der Düne wiedervereinigt werden. Arne Weber hatte so ein Projekt geplant und wollte mehr Landfläche für Helgoland schaffen und die Meeresenge zwischen Nordostgelände und Düne mit viel Sand und Kies aufschütten und mit Spundwänden und Betonmauern sichern. Eine Machbarkeitsstudie wurde auch gemacht und sprach für die Durchführbarkeit. Es wurde ein Bürgerentscheid auf der Insel abgehalten und eine knappe Mehrheit der Insulaner stimmten leider gegen das Projekt von Arne Weber ab.

Lg
Joachim

Ja, das habe ich damals mitbekommen.
Es gibt Argumente dafür und dagegen.
Vielleicht war das Konzept noch nicht hundertprozentig ausgereift.
Wenn eine Idee sehr gut ist, wird sie auch umgesetzt.
Möglicherweise kommt es irgendwann zu einer Wiederaufnahme und Umsetzung der Idee.

Nachteil des Projekts wäre gewesen, dass die Seehunde etwas von ihrer Ruhe und Abgeschiedenheit eingebüßt hätten.
Auch die Düne wäre keine eigenständige Sandinsel mehr gewesen mit viel Stille und Wildheit.

Ich hätte das ´´Wiedervereinigungsprojekt´´ auch begrüßt, aber jetzt ist es halt so, wie es ist.

Der Felssockel von Helgoland ist ja sehr groß, ein Vielfaches der jetzigen Größe der Insel.
Man könnte durch vorsichtige und umweltverträgliche Maßnahmen beide Inseln vergrößern und Land hinzu gewinnen,
ohne die Lebensräume der Felsenwattbewohner stark zu beeinträchtigen.

Oder man könnte zuerst eine neue Sandinsel weiter im Norden erschaffen, wie gesagt möglichst umweltverträglich,
und dann erst, wenn die Seehunde ein neues gleichwertiges Zuhause haben, die Vereinigung von Helgoland und Düne durchführen.

Bis ins 18. Jahrhundert waren die Inseln ja noch miteinander verbunden
und bis ins 14. Jahrhundert war die Fläche Helgolands noch um ein vielfaches größer. Da gab es noch mehrere Orte auf einem weiten Land.

Wenn eine Idee wirklich gut ist, wird sie auch irgendwann umgesetzt.
Nur vielleicht etwas anders, als ursprünglich gedacht.

Man darf das ganze auch nicht nur nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten betrachten.
Ästetik, Umweltverträglichkeit und Rücksichtnahme auf alle Beteiligten sind sehr wichtig.
Letztlich ist es eine Entscheidung der Helgoländer selbst.
Es ist ihre Insel und ihr Zuhause.
Wir als Außenstehende können nur Vorschläge machen. Entscheiden müssen die, denen die Insel gehört.

Aber auch so, wie die Insel jetzt ist, finde ich sie großartig und ich sehe jede Menge Platz für Anpflanzungen.
Bei meinem Spaziergang im Sommer dachte ich, dass im Osten der Insel, wo das Kraftwerk und der Sportplatz sind,
ein idealer Platz wäre für einen tollen botanischen Garten voller Exoten.
Dieser Bereich der Insel ist ja auch erst nach dem zweiten Weltkrieg entstanden, soviel ich weiß.
Auch die Düne ist nach dem Krieg stark vergrößert worden.

Im Osten der Insel im Windschutz des Oberlandes sehe ich die besten Chancen, dass auch Palmen und andere empfindliche Exoten gedeihen können.

Man könnte dort zum Schutz der empfindlichen Pflanzen rundherum hohe immergrüne Hecken z.B. aus Quercus ilex anlegen.

Im Sommer werde ich mir daraufhin alles nochmal genau anschauen.

LG, Michael

@Joachim-HHSP habt ihr auch theoprasti ausprobiert? Die kenne ich von Kreta, wo sie direkt auf dem Strand wächst, da müsste sie doch einiges abkönnen